Serie „Beziehungskiste“ Alleingelassen im Familienalltag – Melanie aus Holtland sucht Rat

Ute Nobel
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Von Ute Nobel
| 06.03.2024 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Kind, Job und Haushalt können eine große Belastung sein. Wenn man sich dann auch noch mit allem alleingelassen fühlt, ist man schnell am Ende. Symbolfoto: Adobe Stock
Kind, Job und Haushalt können eine große Belastung sein. Wenn man sich dann auch noch mit allem alleingelassen fühlt, ist man schnell am Ende. Symbolfoto: Adobe Stock
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Melanie aus Holtland ist mit ihren Kräften am Ende: Sie wünscht sich von ihrem Mann mehr Unterstützung im Familienalltag – aber der ist abends erledigt von der Arbeit. Eine Paartherapeutin gibt Rat.

Holtland/Leer - Melanie aus Holtland fühlt sich von ihrem Partner allein gelassen und wendet sich an die Experten aus unsere Serie Beziehungskiste.

„Mein Name ist Melanie, ich lebe mit meinem Mann in Holtland. Wir sind seit acht Jahren verheiratet und haben eine Tochter, die vier Jahre alt ist. Wir haben ein Problem damit, dass ich mich total alleingelassen fühle. Ich muss mich um alles alleine kümmern. Er unterstützt mich eigentlich gar nicht bei den täglichen Dingen, weil er erst abends von der Arbeit kommt und dann seine Ruhe haben will. Aber ich arbeite auch halbtags, habe dann das Kind und die gesamte Arbeit im Haushalt. Wenn ich mit ihm reden will, sagt er immer: ,Ich muss den ganzen Tag arbeiten, ich kann mich darum nicht kümmern!‘ Ich weiß nicht weiter und bin mit meinen Kräften am Ende! Könnt ihr mir helfen, wie gehe ich damit um?“

Antwort von Paartherapeutin Gwendolyn Stoye:

Liebe Melanie,

ich verstehe, dass es schwierig ist, wenn du das Gefühl hast, dass dein Mann dir nicht richtig zuhört und du gleichzeitig das Bedürfnis hast, dass er dich versteht. In solchen Situationen kann es helfen, einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, wie du ihm zuhören und ihm dabei helfen kannst, sich verstanden zu fühlen.

Manchmal geraten wir in einen Teufelskreis, in dem beide Parteien das Gefühl haben, nicht gehört zu werden. Der Schlüssel liegt oft darin, dem anderen die Aufmerksamkeit zu schenken, die wir uns selbst wünschen. Indem du ihm aktiv zuhörst und versuchst, seine Perspektive zu verstehen, öffnest du einen Zugang zu ihm. Das bedeutet nicht, dass du deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen sollst, sondern dass du den ersten Schritt machst, um die Kommunikation wieder in Gang zu bringen. Indem ihr beide einander zuhört und euch gegenseitig versteht, könnt ihr aus dieser Patt-Situation herauskommen und gemeinsam Lösungen finden, um eure Beziehung zu stärken. Es mag sich zunächst seltsam anfühlen, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, wenn du dich selbst danach sehnst, gehört zu werden, aber es ist ein wichtiger Schritt, um die Kommunikation wieder aufzubauen.

Dem Partner zuhören, ohne zu beurteilen

Du könntest zum Beispiel einen ruhigen Moment wählen, wenn ihr beide Zeit habt und nicht gestresst seid. Setzt euch zusammen und sage ihm etwas wie: „Liebling, ich würde gerne ein offenes Gespräch mit dir führen. Mir ist aufgefallen, dass wir uns in letzter Zeit nicht richtig verstanden fühlen und ich möchte daran arbeiten, dass sich das ändert.“ Sag ihm, dass du verstehen möchtest, wie er sich fühlt und was ihn beschäftigt. Sei geduldig und einfühlsam, und versuche, dich wirklich auf das Gespräch einzulassen, ohne ihn zu unterbrechen oder zu beurteilen.

Es ist wichtig, dass du ihm die Sicherheit gibst, dass er sich öffnen und seine Gedanken und Gefühle mit dir teilen kann, ohne Angst vor Kritik oder Verurteilung haben zu müssen. Indem du ihm zuhörst und seine Perspektive ernst nimmst, könnt ihr gemeinsam Wege finden, um eure Beziehung zu stärken und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Es ist interessant zu wissen, dass solche Gesprächstechniken oft auch in der Paartherapie geübt werden, um die Kommunikation zwischen Partnern zu verbessern. Durch das Üben von aktiver Zuhörtechnik und dem Ausdruck von Verständnis können Paare lernen, sich besser zu verstehen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Ich hoffe, dass diese Anregungen dir helfen, das Gespräch mit deinem Mann zu führen und eure Beziehung zu stärken. Bleib geduldig und einfühlsam, Melanie, und vergiss nicht, dass du Unterstützung verdienst. Indem du ihm zuhörst und ihm die Aufmerksamkeit gibst, die er braucht, kannst du den Weg für eine offene und ehrliche Kommunikation ebnen.

Mit herzlichen Grüßen,

Gwendolyn

Paartherapeutin Gwendolyn Stoye. Foto: privat
Paartherapeutin Gwendolyn Stoye. Foto: privat

Gwendolyn Stoye ist Paartherapeutin und Lebensberaterin. Gemeinsam mit ihrem Partner hilft sie Paaren in ihrer Praxis in Leer weiter. „Wir machen alle Sitzungen zu viert“, sagt sie. „Am schönsten ist es, zu sehen, wie zwei Menschen ihre Liebe zueinander wieder unbeschwert ausdrücken und leben können.“ Gemeinsam mit ihrem Partner macht sie außerdem den Podcast „Beziehung Total“. Durch die neue Serie in dieser Zeitung möchte sie noch mehr Paaren zeigen, wie leicht eine Beziehung noch schöner und tiefer wird.

Beziehungskiste

In unserem Leben führen wir viele Beziehungen – nicht nur mit unserem Partner oder unserer Partnerin. Wir pflegen Freundschaften mit anderen Menschen, stehen in Kontakt mit Verwandten und Bekannten, selbst mit unserem Arbeitgeber oder unserem Postboten stehen wir in gewisser Weise in einer Beziehung. So sehr wir uns auch wünschen, dass es in Beziehungen immer harmonisch läuft: In der Realität kriselt es eben doch immer mal wieder im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Hier wollen unsere Experten in der Serie Beziehungskiste helfen. Habt ihr Fragen oder Konflikte, für die ihr einen Rat sucht? Oder benötigt ihr einen Rat für einen Freund oder eine Verwandte? Die gestellte Frage besprechen wir dann mit einem der Experten und veröffentlichen Frage und Antwort (wenn gewünscht auch anonymisiert) jeden Mittwoch in unserer Zeitung und auf unseren Webseiten. Alle Zuschriften werden selbstverständlich sensibel behandelt. Schreibt uns gerne an beziehungskiste@zgo.de oder stellt Eure Frage ganz einfach hier:

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