Bikepacking Fahrradtaschen für jede Tour
Wir stellen acht verschiedene Modelle vor - und geben Tipps für den Kauf und das richtige Packen.
Ob auf großer Radreise oder Alltagswegen - als Fahrradfahrerin oder Fahrradfahrer haben Sie fast immer etwas zu transportieren. Das kann der Schlafsack, Laptop oder Wocheneinkauf sein. Für jedes Gadget und Gepäckstück gibt es die passende Lösung.
Zur klassischen Fahrradtasche für den hinteren Gepäckträger haben sich jede Menge neuer Taschentypen gesellt - auch weil immer mehr Menschen mit sportlichen Fahrrädern ohne Gepäckträger unterwegs sind.
Was mit auf die Fahrt soll, wird findig an den verschiedenen Rohren von Rahmen und Anbauteilen angebracht. Ein Überblick über die neue Taschen-Vielfalt - 8 Modelle im Überblick:
1. Der Klassiker - die Gepäcktasche für hinten
Sie sind Allrounder: Taschen für den hinteren Gepäckträger sind mit etwa 20 bis 35 Litern Volumen pro Seite die größten ihrer Art. Eingehängt werden sie an den Streben des Gepäckträgers.
Preis: Gute Fahrradtaschen für den Gepäckträger kosten laut Pressedienst-Fahrrad (pd-f) paarweise zwischen 80 und 200 Euro.
Qualität und durchdachte Produkte erkennen Sie laut pd-f-Experte David Koßmann daran, dass sich Fahrradtaschen einfach und möglichst einhändig befestigen lassen.
„Auch die Haltbarkeit ist extrem wichtig.“ Diese sei zwar im Vorhinein nur schwer zu erkennen. „Man kann aber auf Angebote der Hersteller in puncto Reparatur und Ersatzteile achten.“
Wichtig: Die Haken der Taschen sollten zum Durchmesser der Trägerstreben passen, rät der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Weil diese mal dicker und mal dünner sind, liefern die Hersteller Ausgleichshülsen mit.
„Die Taschen sollten sicher und leichtgängig angehängt und abgenommen werden können. Probieren Sie, wie gut es mit einer Hand funktioniert“, rät Anne Mandt von der Stiftung Warentest.
Für eine gute Gewichtsverteilung empfiehlt David Koßmann, Gepäckträgertaschen paarweise zu nutzen. Ansonsten hat das Fahrrad ab einer gewissen Beladung Schlagseite.
Tipp: Auf Radreisen verstauen Sie in den großen Fahrradtaschen am besten schweres Gepäck wie Werkzeug, Wasservorräte, Kleidung und weitere Dinge, die während der Fahrt nicht griffbereit sein müssen.
Übrigens: Als Spielarten werden Office-Bags angeboten, die Fächer für Laptops und weitere Büroutensilien haben. Zudem gibt es E-Bike-Bags mit einem gepolsterten Innenfach für den Zusatz-Akku.
2. Der Kofferaum fürs Rad - die Trunk-Tasche
Auf dem Gepäckträger können Sie, ergänzend zu Fahrradtaschen, eine Trunk-Tasche befestigen. Sozusagen als Fahrrad-Kofferraum, daher der Name. Die Seitenwände sind oft verstärkt, der Stauraum unterteilt.
Hier finden empfindliche Dinge ihren Platz:
- Proviant
- Obst
- eine Packung Eier fürs Camping-Frühstück
Bei einem Volumen von bis zu 20 Litern passt auch noch die Regenjacke oder ein warmes Jäckchen hinein - ideal für gemütliche Tagestouren.
Praktisch: Mit einem Tragegurt taugen die Trunk-Taschen auch zur „Handtasche fürs Trekkingrad“, sagt Koßmann.
Der Trageriemen sollte dabei nicht zu schmal sein und nicht in die Schulter einschneiden. „Ein Schulterpolster ist nützlich“, sagt Anne Mandt. Teils werden zur Befestigung Adapter benötigt.
Preis: Eine gute Trunk-Tasche kostet zwischen 40 und 120 Euro.
Tipp: Als ähnlich teure Alternative können Sie eine Gepäckträgerrolle aufschnallen, die mit bis zu 30 Litern den größeren Extra-Stauraum bietet, etwa für Schlafsack oder Zelt.
3. Aufgegabelt - Taschen für den Lowrider
Sie können auch Fahrradtaschen am Vorderrad befestigen. Gehen Sie auf eine längere Tour und haben Ihr Rad hinten schon gut beladen, empfiehlt sich Gepäck vorne, allein für den Gewichtsausgleich.
Für Gepäckträger in Achsennähe hat sich der Begriff Lowrider etabliert. Oft werden die Gestänge an der Gabel angebracht. Dafür muss die Gabel an den Holmen Gewinde besitzen.
Übrigens: Lowrider-Taschen sehen oft aus wie geschrumpfte Versionen von Fahrradtaschen fürs Heck, entsprechend geringer ist mit 10 bis 15 Litern ihr Volumen. Platz finden hier zum Beispiel Kocher und Geschirr oder das Fahrradschloss.
Preis: Für ein Paar Vorderradtaschen namhafter Hersteller müssen Sie laut pd-f mit rund 80 bis 180 Euro rechnen.
4. Klein und robust - Gabeltaschen
Noch kleiner sind Gabeltaschen. Sie können diese über Adapter anschrauben, wenn Ihre Gabel einen Flaschenhalter an Ösen besitzt. Zum Einsatz kommen Gabeltaschen oft beim Bike-Packing, dem Fahrradwandern mit leichterem Gepäck.
Typische Bikepacker verzichten auf Räder mit klassischem Gepäckträger. Taschen werden am Rahmen, an der Gabel, an Vorbau und Lenker sowie der Sattelstütze angebracht.
Meist haben Gabeltaschen ein Volumen von etwa 3 bis 5 Litern. Platz finden hier kleine Zelte, ein Tarp, auch kompakte Schlafsäcke oder Getränkeflaschen.
Preis: Gabeltaschen kosten laut pd-f um die 50 Euro pro Paar.
5. Luft ablassen im Windschatten - die Satteltasche
Der Name verrät es: Sie bringen die Satteltasche am Sattel an. Genauer gesagt, Sie schnüren sie mit Riemchen und Adapter an der Sattelstütze und den Sattelstreben fest.
Fahren Sie gern Rennrad und wollen Ihr Handy und etwas Bargeld für den Kaffee-Stopp dabei haben? Dafür sollte Ihnen ein Volumen von 0,3 bis 1,5 Litern genügen. Platz finden hier auch ein Schlüsselbund, Minitools, ein Ersatzschlauch oder Snackriegel.
Preis: Die kleinen Taschen kosten etwa 10 bis 30 Euro.
Tipp: Wer ein Bikepacking-Abenteuer wagt, sollte die Satteltasche eine Nummer größer kaufen: Seat-Packs mit bis zu 17 Litern sind ideal für raumgreifendes, aber leichtes Gepäck wie Schlafsack und Kleidung.
Vorsicht: Eine schwere Beladung würde den Schwerpunkt des Fahrrads unnötig nach oben verlagern. Zudem verleitet die wegen ihrer Position hinter dem Po salopp auch „Arschrakete“ genannte, längliche Tasche bei schwerer Beladung zum seitlichen Wedeln. Als Gegenmittel gibt es Stützgurte und Bügel.
Tipp: Damit möglichst wenig wackelt, können Sie bei manchen Modellen über ein Ventil Luft ablassen - das wirkt stabilisierend. Das Volumen lässt sich oft über einen Wickelverschluss variieren.
Preis: Je nach Größe, Hersteller und Ausführung sollten Sie für ein Seat-Pack 40 bis 140 Euro einplanen.
6. Am Rohr fixiert - Rahmentaschen
Seit dem Boom der Gravelbikes - einer neuen, geländegängigen Radgattung - sind Rahmentaschen heiß begehrt. Denn die Rennräder mit breiteren Reifen und Scheibenbremsen haben keinen Gepäckträger.
Auch bei Mountainbikern, die ihre ersten Bikepacking-Touren jenseits ausgefahrener Pfade begonnen haben, sind Rahmentaschen beliebt. „Sie sind das Kernstück des Bike-Packings“, sagt Koßmann.
Modelle: Angeboten werden Taschen in vielen Größen - von Modellen nur mit Platz für den Ersatzschlauch bis zu solchen mit bis zu 10 Litern Packvolumen. Diese füllen das Rahmendreieck voll aus.
Tipp: Befestigen Sie die Taschen mit robusten Klettbändern. Vor allem in großen Rahmentaschen können schwere Dinge schwerpunktgünstig in Tretlagernähe mitreisen.
Preis: Passend zur Größenvielfalt variiert auch die Preisspanne - mit etwa 10 bis 180 Euro. „Sie bekommen aber auch Maßanfertigungen für 350 Euro“, sagt Koßmann.
7. Im Blick und griffbereit - Oberrohr- und Vorbautaschen
Ebenfalls am Rahmen können Sie Oberrohrtaschen anbringen. Es gibt Varianten, die vor der Sattelstütze sitzen. Typisch ist der Platz hinter dem Vorbau - dort werden die Taschen verschraubt, wenn der Rahmen entsprechende Ösen bietet.
Hier verstauen Sie Dinge, die auf der Tour griffbereit sein sollten:
- Schlüssel
- Geldbörse
- Snacks
- Smartphone
- Powerbank
Navigieren Sie per App?
Dafür gibt es Modelle mit transparentem Deckel oder speziellen Handyfächern - sowohl für Oberrohrtaschen, als auch für weiter vorne angebrachte Vorbautaschen. So schützen Sie Ihr Telefon vor Regen und haben die Route trotzdem im Blick.
Beide Spielarten dieser sogenannten Accessory-Packs werden von Herstellern manchmal auch als Cockpit-Pack oder Cockpit-Tasche bezeichnet.
Preise und entscheidende Unterschiede:
- Oberrohrtaschen sind meist kleiner und günstiger als Vorbautaschen. Sie haben ein Packvolumen von rund einem Liter und kosten 10 bis 80 Euro.
- Vorbautaschen, die auch Lenkertaschen heißen, sind mit bis zu 8 Litern größer und kosten zwischen 40 bis 120 Euro.
„Vor allem die Lenkertasche bietet sich an, um dort Wertsachen zu verstauen“, sagt René Filippek, Technikexperte beim ADFC. „Sie sind durch ihre Größe einfach mitzunehmen.“
Tipp: Achten Sie darauf, dass die Taschen mit einem Handgriff abnehmbar sind.
8. Ganz weit vorn - Lenkerrollen
„Sie sind eine beliebte Gepäckerweiterung beim Bikepacking“, sagt David Koßmann vom pd-f. Die schlauchförmigen Taschen gibt es in verschiedenen Breiten mit bis zu 15 Litern Volumen.
Einfache Varianten können Sie mit Riemen am Lenker befestigen. Oft lassen sie sich aber nur be- und entpacken, bevor sie fixiert sind. Funktionaler sind Modelle mit Holster, aus dem Sie die Rollen leicht entnehmen können.
Achtung: Damit Sie Brems- und Schaltzüge nicht einklemmen, gibt es für die Montage Distanzstücke aus Schaumstoff oder Halterungen mit Durchlässen für die Züge. „Es kann in seltenen Fällen sein, dass die Züge gekürzt oder verlängert werden müssen, um die problemlose Funktion von Schaltung und Bremsen sicherzustellen“, sagt Filippek.
Zu viel Gewicht kann das Lenkverhalten negativ beeinflussen. Lenkerrollen eignen sich aber gut für leichtes Gepäck, das vergleichsweise viel Platz einnimmt:
- Schlafsack
- Isomatte
- Windweste
- Regenkleidung
Preise: Sie fangen laut pd-f bei 20 Euro an. Lenkerrollen mit Montagesystem kosten bis 120 Euro.
Tipp: Gerade größere Taschen können zur Sicherheit einen Beitrag leisten. Anne Mandt weist darauf hin, wie wichtig Sichtbarkeit für die eigene Sicherheit ist. Da sich die Qualität der Reflektoren an den Taschen stark unterscheidet, empfiehlt die Expertin nach Möglichkeit einen Test im Dunkeln.
5 Tipps, wie Sie Ihr Fahrrad richtig beladen und packen
1. Gewichtsverteilung: Schweres nach unten, Leichtes nach oben: Wenn Sie so packen, wandert der Schwerpunkt des Fahrrads nach unten. Sie sind in Kurven sicherer unterwegs. Das Fahrrad lässt sich besser bremsen.
„Je mehr sich der Schwerpunkt der Taschen um die Radachse konzentriert, desto geringer ist der Einfluss auf das Fahrverhalten“, sagt ADFC-Experte Filippek.
Um die Straßenlage zu verbessern, empfiehlt er zudem eine Gewichtsverteilung von etwa einem Drittel vorne und zwei Dritteln hinten.
2. Traglast: Ohnehin sollten Sie Gewichtsgrenzen einhalten. Der ADFC rät, vordere Lowrider pro Seite mit höchstens 5 Kilo zu belasten. Auf welches Maximalgewicht Trägersysteme ausgelegt sind, erkennen Sie meist an der Prägung am Gestänge:
- Hintere Gepäckträger vertragen mehr Ladung, gängig sind 20 Kilo.
- Spezielle, mit dem Rahmen verschweißte Konstruktionen an Reiserädern verkraften auch 40 Kilo.
3. Gesamtgewicht: Um den Rahmen nicht zu überfordern, sollten Sie das zulässige Gesamtgewicht nicht überschreiten.
Wichtig: Das Gesamtgewicht setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
- Fahrrad
- Fahrer oder Fahrerin
- Gepäck
Übergewicht bemerken Sie mitunter daran, dass das Rad zu schlackern beginnt. „Gerade Fahrräder mit tiefem Einstieg tendieren bei hoher Beladung zu instabilem Fahrverhalten“, warnt Filippek.
Sein Tipp: „Man sollte also ausprobieren, wie sich das Rad komplett beladen verhält, bevor es auf große Fahrt geht.“
Fährt sich das Rad noch gut? Lässt es sich wie gewohnt lenken? Falls nicht, bitte umpacken oder Ballast abwerfen!
4. Griffbereit: Damit Sie mit Ihren Reise-Utensilien nicht durcheinander kommen, sollten Sie systematisch packen.
Alle Dinge nah beieinander lagern, die Sie zusammen brauchen. Das Werkzeug beim Ersatzschlauch, die Isomatte beim Schlafsack, der Gaskocher beim Geschirr.
„Verschiedenfarbige Plastik- oder Stoffbeutel helfen dabei, dass Zusammengehöriges auch zusammenbleibt“, so der ADFC. Teils bieten die Hersteller einzeln abnehmbare Innentaschen an, sogenannte Inserts.
Tipp: Sehen Ihre Fahrradtaschen zum Verwechseln ähnlich aus, markieren Sie diese mit beschrifteten Aufklebern.
Nicht vergessen: Plastiktüten für nasse Badesachen.
5. Wasserdicht: Gehen Sie auf eine mehrtägige Radreise, lohnt die Investition in wasserdichte Taschen - zumal Sie diese auch im Alltag bei jedem Wetter nutzen können. Unternehmen Sie aber nur gelegentlich Tagesausflüge, kann einfacheres Material genügen, weil man dann in der Regel nur bei schönem Wetter losfährt.
Tipp: Immer eine Regenhülle für unerwartete Schauer einpacken.