Zugezogen Lauf auf Norderney

Clarissa Scherzer
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Von Clarissa Scherzer
| 17.07.2024 07:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Kolumnistin Clarissa Scherzer hat an einem 10 Kilometerlauf bei steifer Nordseebrise teilgenommen. Auf Norderney schnürte sie sich die Schuhe.

Bist du dir sicher, dass du nachher noch fahren kannst? Sonst können wir uns bei der Rückfahrt auch abwechseln“, frage ich Dirk auf dem Weg zur Fähre nach Norderney. Er fährt. Dieses Jahr starten wir zu fünft beim 8. Norderney Insellauf. Um 20.10 Uhr soll es losgehen, reichlich spät. Entsprechend spät fahren wir von der Insel wieder weg. Wir müssen die letzte Fähre um 23 Uhr erreichen. Während Dirk seinen Wagen gut im Griff hat, mache ich mir Gedanken darüber, wie müde wir nach dem Tag auf der Insel inklusive 10 Kilometerlauf bei steifer Nordseebrise sein werden. „Ja, das geht schon. Mach dir keine Sorgen“, versichert er mir.

Um es gleich vorweg zu nehmen. Dieser Text ist frei von blutigen Autounfällen, ausgerissenen Fährluken und plötzlichem Herztod wenige Schritte vor oder nach Zieleinlauf. Das Lesen dieser Kolumne kann nicht tödlich sein und fügt niemanden Schaden zu. Auch nicht den Mitlesenden.

Die Überfahrt zur Insel sorgt zwar für Rebellion in der Magengegend, da wir durchs Fährfenster sehen, wie sich Wellenkämme und Horizont im Sekundentakt abwechseln, dennoch überstehen wir alles gut. Norderney begrüßt uns, wie sich das für eine Insel gehört, mit ordentlich Möwengeschrei und Windgetöse. Dirk geht in die Nordsee, Füße kühlen, während ich mir die schönste Muschel als Erinnerung einstecke. Mit Alexander, Andreas und Doris gehen wir ins Zentrum. Da ist Start und Zieleinlauf. Am Glücksrad gibt es im Tausch gegen Fitnessübungen Duschzeug. Dirk macht bei seinen Liegestützen eine gute Figur. Doris und ich glänzen mit Kniebeugen. Andreas filmt. Alexander grinst. Dann gibt es Pommes und Nudeln für alle. Vor unserem Imbiss tobt ein Unwetter. Als unser Startschuss fällt, scheint die Sonne. Entlang der Nordsee laufen wir, was das Zeug hält. Es ist fulminant. Ich kann meinen Blick einfach nicht von der Naturgewalt lösen. Ich fühle mich unfassbar frei. Während Dirk uns nachts nach Hause fährt, tönen Knalle und Schreie aus dem Radio. Ein Attentat auf Trump, heißt es. Kein Thema für meine Kolumne.

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