Innovationspreis Niedersachsen 2024 Saterländer angetreten für weniger Tierversuche

| | 17.09.2024 07:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Physiker Christian Maass hat die App, mit der Tierversuche reduziert werden können, für das Saterländer Unternehmen entwickelt. Foto: privat
Physiker Christian Maass hat die App, mit der Tierversuche reduziert werden können, für das Saterländer Unternehmen entwickelt. Foto: privat
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MPSlabs, eine Abteilung der Firma ESQlabs aus Scharrel, gehört zu den drei Erstplatzierten für den Innovationspreis Niedersachsen. Die Firma startete 2018. Doch im Saterland sitzt nur der Chef.

Scharrel / Hannover - Ein Unternehmen aus dem Saterland ist nominiert für den Innovationspreis Niedersachsen 2024. MPSlabs ist eine Geschäftseinheit der Firma ESQlabs, die in Scharrel ansässig ist. Sie ist unter den drei Erstplatzierten in der Kategorie Schlüsseltechnologien. Den Preis hat das Niedersachsen.next Innovationsnetzwerk jetzt zum siebten Mal ausgeschrieben.

Das Netzwerk bildet mit mehr als 280 Mitgliedern eine Plattform von Innovationsförderern in Niedersachsen und versteht sich als branchen- und ressortübergreifende Schnittstelle zur Landesregierung. Der Innovationspreis Niedersachsen steht unter Schirmherrschaft von Olaf Lies, dem Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, sowie Falko Mohrs, Minister für Wissenschaft und Kultur. Vergeben wird der Preis am 4. November in Hannover. Dem Erstplatzierten winkt ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro, zudem wird über alle Nominierten ein Imagefilm produziert.

Der Liebe wegen ins Saterland gezogen

Der Mann hinter dem Saterländer Unternehmen ESQlabs ist Dr. Stephan Schaller. Der Ingenieur aus Schwaben, der in Stuttgart studiert und in Aachen promoviert hat, zog 2016 ins Saterland. Seine Frau stammt aus Scharrel. Dort hat Dr. Schaller auch sein Büro. Im Januar 2018 startete ESQlabs mit dem operativen Geschäft.

Die Saterländer Firma stellt ihre Forschungsfelder vor. Foto: privat
Die Saterländer Firma stellt ihre Forschungsfelder vor. Foto: privat

„Wir liefern Softwarelösungen und -beratung für die pharmazeutische Industrie und Entwicklung“, beschreibt Schaller. Außer ihm ist allerdings nur noch seine Sekretärin Nele Janßen aus Ramsloh vor Ort im Saterland tätig. Alle anderen der insgesamt 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma sind über Deutschland und teils über Europa verstreut. „Wir sind alle im Home-Office“, sagt Schaller. Vernetzt ist man digital. Man arbeitet miteinander in Zoom-Meetings, trifft sich allerdings regelmäßig auf Konferenzen und kommt einmal im Quartal zu einem Treffen zusammen, das jeweils in unterschiedlichen Städten stattfindet.

Stolz und froh über Anerkennung

Ebenfalls in Niedersachsen, nämlich in Melle, zu Hause ist Christian Maass. Der 35-jährige Physiker leitet die Einheit MPSlabs, die für den Innovationspreis nominiert ist. Als junger Vater kommt ihm das digitale Arbeiten entgegen.

Als Maass den Anruf aus Hannover erhielt, das MPSlabs bei der Nominierung für den Innovationspreis Niedersachsen 2024 unter die drei Erstplatzierten gekommen sei, „da war ich sehr stolz und froh“, sagt er. Es sei viel Zeit, Arbeit und Energie in die Bewerbung geflossen, „und da ist es schön, so eine öffentliche Anerkennung zu erfahren“.

Alternative zu Tierversuchen

Die Wirksamkeit von Medikamenten wird jedes Jahr an Tausenden von Tieren getestet. Die Innovation von MPSlabs hat sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl von Tierversuchen zu reduzieren. Physiker Maass hat dafür eine App entwickelt, die die Vorhersage von erfolgreichen Wirkstoffkandidaten verbessert. In der App DigiLocs werden biologische Daten von Mikrophysiologischen Systemen, MPS, und Organ-on-Chip-Systemen, die eine Alternative zu Tierversuchen sind, in digitalen Zwillingen integriert. Nominiert ist sein Projekt „Die tierversuchsfreie präzise Wirkstoffforschung am digitalen Zwilling“.

Mit der neuen App werde die Vorhersagekraft verbessert, was die Übertragung auf den Menschen ermögliche, erklärt Maass. Damit reduziert DigiLoCs experimentelle Arbeiten, Kosten und Zeit. Noch sei das Geschäftsmodell nicht finalisiert, erläutert der Wissenschaftler. Man biete die App aber Kunden bereits als Service zum Testen an. Trotz ihres Potenzials würden MPS-Systeme in der Wirkstoffentwicklung noch nicht routinemäßig eingesetzt. Ihr Vorteil gegenüber Tierversuchen zur Ableitung arzneimittelbezogener Eigenschaften müsse noch etabliert werden, so Maass.

Preisgeld wäre hilfreich

Auch dessen Chef Dr. Schaller in Scharrel freut sich, das die Abteilung seines Unternehmens, die die App entwickelt hat, beim Innovationspreis vorne mit dabei ist. „Klar freut man sich darüber“, sagt er. Es sei das erste Mal, dass sein Unternehmen für einen Preis nominiert sei, der mit einer Dotierung verbunden ist. Die 20.000 Euro, die dem Erstplatzierten winken, wären schon hilfreich, findet Schaller. Jetzt hoffen alle, das ihre App bei der Präsentation in Hannover überzeugen kann.

Auch auf Fachmessen ist ESQlabs präsent. Foto: privat
Auch auf Fachmessen ist ESQlabs präsent. Foto: privat

In der gleichen Kategorie wie das Unternehmen aus dem Saterland nominiert ist die INLEAP Photonics GmbH aus Hannover mit einem Lenksystem für Laser und die seedalive GmbH aus Osnabrück. Sie hat einen Schnelltest entwickelt, mit dem Landwirte schnell und kostengünstig die Qualität ihres Saatguts bestimmen können.

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