Kriminalität Festnahme nach tödlichem Angriff in München
Ein 57-Jähriger wird im Alten Botanischen Garten angegriffen und stirbt. Nun ist klar: Die Todesursache waren aber nicht die Tritte seiner Angreifer. Ein Hauptverdächtiger sitzt dennoch in U-Haft.
Eine knappe Woche nach dem tödlichen Angriff auf einen 57-Jährigen in München hat die Polizei den Hauptverdächtigen festgenommen. Die Beamten der Zielfahndung hätten den 30-Jährigen nach tagelangen Ermittlungen in Düsseldorf in einem Reisebus gefasst, teilte die Polizei in München mit. Der Pole habe sich widerstandslos festnehmen lassen und sei zurück in die bayerische Landeshauptstadt gebracht worden.
Tritte gegen Kopf seien nicht die Todesursache
Den Ermittlungen zufolge waren eine vierköpfige Gruppe um den Hauptverdächtigen sowie das Opfer am Morgen des 25. September im Alten Botanischen Garten aneinandergeraten. Worum es in dem Streit gegangen ist, blieb zunächst unklar. Das Opfer soll der Gruppe den Mittelfinger gezeigt haben, danach sei es geschlagen und getreten worden - primär vom Hauptverdächtigen. Der 30-Jährige hat dem Opfer laut Polizei dabei unter anderem gegen den Hinterkopf geschlagen und ins Gesicht getreten.
Der 57-Jährige blieb daraufhin regungslos liegen. Den Angaben zufolge lag er mindestens eine Viertelstunde neben dem Neptunbrunnen, mehrere Menschen liefen an ihm vorbei - und ein Mann klaute ihm gar noch das Handy. Der 57-Jährige starb später im Krankenhaus.
Die Obduktion des Getöteten ergab, dass dieser mit Tritten unter anderem gegen den Kopf verletzt worden war - sie waren jedoch nicht die Todesursache. Der Mann habe einen Herzinfarkt gehabt, dadurch sei seine Zunge erschlafft und habe ihn möglicherweise erstickt, sagte der Leiter der Münchner Mordkommission, Stephan Beer. Deshalb werde jetzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt statt wegen eines Tötungsdelikts.
Die Staatsanwaltschaft geht nach eigenen Angaben ebenfalls nicht von einer vorsätzlichen Tötung aus. Es sei aber vorhersehbar gewesen, dass die Tritte gegen den Kopf zu tödlichen Verletzungen führen könnten. Der 30-Jährige sollte dem Haftrichter vorgeführt werden.
Schnelles Handeln möglich dank Videoüberwachung
Laut Ermittler Beer war die Videoüberwachung „der Schlüssel zum Erfolg“. Durch die Kamera am Justizpalast sei der Tathergang schnell nachvollziehbar gewesen und rasch ein Fahndungsbild erstellt worden. Aufgrund dessen habe sich ein Polizist gemeldet, der den Tatverdächtigen kurz zuvor kontrollierte hatte - daher habe man die Identität des 30-Jährigen schnell feststellen können. Nach ihm wurde auch mit einer Öffentlichkeitsfahndung intensiv gesucht. Er war in der Vergangenheit bereits sieben Mal polizeilich in Erscheinung getreten, vorwiegend wegen Körperverletzung.
Unmittelbar nach der Tat waren zwei andere Männer aus der Vierergruppe festgenommen worden. Einer der beiden sei nur als Zeuge befragt worden, teilte die Polizei mit. Der andere, der das Opfer ebenfalls getreten haben soll, sei wegen Körperverletzung angezeigt und wieder auf freien Fuß gesetzt worden - er sei bereits 14 Mal polizeilich in Erscheinung getreten. Auch der dritte Mann sei inzwischen identifiziert worden und gelte als Zeuge.
Tatort gilt als Kriminalitätsschwerpunkt
Alle vier Männer aus der Gruppe sind polnische Staatsbürger ohne festen Wohnsitz in Deutschland. Das 57-jährige Opfer war deutscher Staatsbürger mit Wohnsitz in München, auch er sei polizeilich bekannt gewesen.
Der Alte Botanische Garten gilt schon lange als Kriminalitäts-Hotspot in der bayerischen Landeshauptstadt. Eine eigene Task-Force der Stadt befasste sich mit der Sicherheit in dem Teil des Parks, der als Drogen-Umschlagplatz gilt.