Champions League Kompany nach erster Bayern-Niederlage: „Kein Trend“

Christian Kunz, dpa
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Von Christian Kunz, dpa
| 03.10.2024 05:59 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Manuel Neuer sah beim Gegentor unglücklich aus. Foto: Peter Kneffel/dpa
Manuel Neuer sah beim Gegentor unglücklich aus. Foto: Peter Kneffel/dpa
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Die Bayern verlieren erstmals unter Vincent Kompany. Manuel Neuer sieht beim 0:1 nicht gut aus, Harry Kane bleibt erneut ohne Tor. Der neue Coach stellt eine Forderung auf - und gibt ein Versprechen.

Vincent Kompany quittierte die lobenden Worte aus der Chefetage bei seinem Willkommens-Bankett mit einem kurzen Lächeln. Trotz der gerissenen Erfolgsserie fiel die Bilanz der ersten knapp 100 Tage unter dem Belgier bei gedämpftem roten Licht höchst positiv aus. „Wir sind froh, dass du bei uns bist. Wir sind froh, über die Art, wie wir wieder Fußball spielen, dass wir Freude am Spiel haben, dass wir alle an der Säbener Straße spüren, dass die Mannschaft Spaß hat aneinander“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen an „einem traurigen, bitteren Abend“. Der neben ihm sitzenden Kompany schaute ihn aufmerksam an und durfte sich über aufmunternden Beifall freuen.

Neuer sieht beim Gegentor unglücklich aus

Wie bei der schmerzhaften Endspiel-Pleite im Landesmeister-Cup vor 42 Jahren gab es auch am Mittwoch in der Champions-League-Vorrunde für die Münchner ein 0:1 gegen Aston Villa. Nach sechs Pflichtspielsiegen und 29 Toren zum Start blieb das Starensemble wie beim 1:1 gegen Leverkusen als erster größerer Saison-Prüfung auch beim zweiten Härtetest gegen die Engländer ohne Sieg. Bei der Premieren-Niederlage unter Kompany sah Manuel Neuer beim Gegentor unglücklich aus, Harry Kane traf zum zweiten Mal in Folge nicht. 

„Wir sind weit davon entfernt, dass irgendwie als Trend zu sehen. Wenn wir weiter so arbeiten und spielen, werden wir eine Menge Spiele gewinnen“, versicherte Kompany. „Das heute entscheidet nicht die Champions League.“

Auf dem langen Weg Richtung Heimfinale am 31. Mai 2025 fiel der FC Bayern in der nun von Borussia Dortmund angeführten Königsklassen-Tabelle auf den 15. Platz zurück. Der Verlust der Bundesliga-Tabellenspitze am Sonntag gegen den Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt als kräftigerer Stimmungsdämpfer soll unbedingt vermieden werden.

„Ausnahmsweise bisschen Kummer“

„Vincent, wir sind sicher, dass deine Art zu spielen, dass deine Ansprache, das Miteinander mit den Spielern uns nur heute ausnahmsweise mal ein bisschen Kummer bereitet“, sagte Dreesen im legendären Golf-Hotel The Belfry, in dem viermal um den Ryder Cup gekämpft wurde.

„Wir haben trotzdem, denke ich, einen sehr erfreulichen Saisonstart gehabt und ich bin sicher, dass wir mit dieser Mannschaft am Sonntag ein neues, ein wieder frisches und erfolgreiches Gesicht werden sehen können“, sagte Dreesen über den riskanten Kompany-Fußball.

Vincent Kompany verliert erstmals mit Bayern. Foto: Peter Kneffel/dpa
Vincent Kompany verliert erstmals mit Bayern. Foto: Peter Kneffel/dpa

Im fein eingedeckten Saal „The Warwick“ ließen sich Edelfans Austern oder Rinderlende mit Yorkshire Pudding schmecken. Dabei konnte ausgiebig gefachsimpelt werden, wie groß Neuers Schuld am Gegentor durch Joker Jhon Duran war. „So ein Treffer gehört zum kalkulierten Risiko dazu“, sagte der ehemalige Nationaltorhüter, der sich ein paar nächtliche Pommes gönnte. „Das ist unser Spiel. An dem wird sich auch nichts ändern“, sagte Neuer. „Also ich weiß jetzt nicht, ob der Trainer jetzt etwas anders fordert nach dem Tor.“

Der Trainer nahm sich bei der Bankett-Premiere viel Zeit für Sponsoren, Club-Mitarbeiter oder Nachwuchsspieler, ging von Tisch zu Tisch. Kompany habe „in den letzten Spielen viel Freude bereitet“ und werde das auch wieder machen, versicherte Dreesen. 

Eine Lehre klang unisono bei allen Protagonisten heraus: Bei dem mutigen Pressing-Spiel muss von allen stets das Maximum her. „Wenn wir in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen, erfolgreich sein wollen, muss jeder von uns bei 100 Prozent sein“, sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich.

Kimmich: Glauben weiter an die Art und Weise

Zwei Jahre nachdem der FC Bayern unter Julian Nagelsmann mit seiner neuen Sturm-Ausrichtung um Sadio Mané schnell von den Gegnern geknackt wurde, fühlen sich die Münchner jetzt alles andere als entschlüsselt. „Es war jetzt nicht so, dass sie uns irgendwie den Zahn gezogen haben“, sagte Kimmich. „Jeder, der in der Kabine saß, glaubt weiterhin an die Art und Weise, wie wir Fußball spielen.“ Ein schlechtes Spiel sei es sicher nicht gewesen, wenn auch kein perfektes. 

Liefern sich stellvertretend für ihre Teams einen harten Kampf: Die Münchner Dayot Upamecano (l) und Joshua Kimmich sowie Villas Ollie Watkins. Foto: Peter Kneffel/dpa
Liefern sich stellvertretend für ihre Teams einen harten Kampf: Die Münchner Dayot Upamecano (l) und Joshua Kimmich sowie Villas Ollie Watkins. Foto: Peter Kneffel/dpa

„Wir müssen daraus lernen, dass wir mit ein paar weniger Prozent auf diesem Niveau nicht gewinnen können“, mahnte Sportvorstand Max Eberl nach dem „ersten Negativerlebnis“ der noch jungen Saison. In der Champions League geht es in drei Wochen beim FC Barcelona weiter. „Wir wünschen uns, dass wir jede Minute der ganzen Saison, das gleiche Niveau haben - und das heißt Top-Niveau.“

Emery wieder Bayern-Schreck

Wo 1982 Ersatztorwart Nigel Spink alle Bayern-Angriffe vereitelte, war diesmal der argentinische Weltmeister-Torwart Emiliano Martínez nicht zu überwinden.„Es war einer dieser Abende, an dem der letzte Pass nicht ankommt oder der Schuss nichts ins Tor geht“, sagte der konsternierte Kane. Nach seiner Verletzung vom 1:1 gegen Leverkusen blieb der 31-Jährige bei der Rückkehr auf die Insel wirkungslos.

Ganz anders als die Taktik von Unai Emery, Aston Villas Coach. Er durfte wieder einmal als Bayern-Schreck jubeln. Mit Paris Saint-Germain bezwang er die Münchner vor sieben Jahren 3:0 und besiegelte das Ende der Amtszeit von Carlo Ancelotti als Bayern-Trainer. Vor zwei Jahren warf er den deutschen Rekordmeister überraschend mit dem FC Villarreal aus dem Viertelfinale. „Mir war es wichtig, wie wir uns verkaufen. Wie nah wir rankommen an eine der besten Mannschaften der Welt“, sagte der Spanier. 

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