Lokalreportage „Tod nach 9 Tagen“ für Reporter-Preis nominiert

Claus Hock
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Von Claus Hock
| 29.10.2024 15:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Es gab nur wenige Momente, in denen Rebekka Heitz ihre Tochter auf dem Arm halten durfte. Die Journalisten Daniel Noglik und Ute Nobel recherchierten monatelang, warum Marlene nur neun Tage alt wurde. Foto: privat
Es gab nur wenige Momente, in denen Rebekka Heitz ihre Tochter auf dem Arm halten durfte. Die Journalisten Daniel Noglik und Ute Nobel recherchierten monatelang, warum Marlene nur neun Tage alt wurde. Foto: privat
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Ein ostfriesischer Arzt begeht bei einer Geburt schwere Fehler, neun Tage später ist die kleine Marlene tot. Wir haben ihre Geschichte erzählt. Die Reportage wurde für den Reporter-Preis nominiert.

Ostfriesland - Es ist bedrückend und erschreckend, was sich vor rund sechs Jahren in einem ostfriesischen Krankenhaus abgespielt hat. Es ist 3.52 Uhr am 21. Dezember 2018, als Marlene Heitz dort zur Welt kommt – ohne Herzschlag. Zwei Ärzte reanimieren das kleine Mädchen, es wird auf die Intensivstation einer Uni-Klinik verlegt. Jahre später wird das Landgericht Aurich anhand von zwei Gutachten feststellen: Zu diesem Zeitpunkt ist es längst zu spät. Unter der Geburt hat Marlenes Gehirn zu großen Schaden genommen – die Folge von schweren Behandlungsfehlern. Neun Tage später schlägt das Herz des Mädchens zum letzten Mal.

Die ZGO-Journalisten Ute Nobel und Daniel Noglik haben in monatelanger Arbeit den Fall rekonstruiert. Dafür sind sie jetzt für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2024 in der Kategorie „Lokalreportage“ nominiert worden. In der Preisbeschreibung heißt es: „Mit dem Reporter:innen-Preis sollen herausragende Reportagen, Interviews und Essays ausgezeichnet, sollen vorbildliche Texte, Podcasts, Multimedia-Arbeiten zur Diskussion gestellt werden. Diese Diskussion ist der eigentliche Sinn des Reporter:innen-Preises, weil wir glauben, dass das gute Beispiel der beste Weg ist zu besserem Journalismus, und zu Zeitungen, Zeitschriften und Websites, die so viele Leserinnen und Leser finden wie sie verdienen.“

„Tod nach 9 Tagen“ – Der Podcast

Ute Nobel und Daniel Noglik haben den Fall von Marlene Heitz nicht nur in einem vierteiligen Podcast rekonstruiert, sondern die tragische Geschichte zusätzlich in Form von Artikeln aufbereitet – und so Leserinnen und Lesern auch über die Grenzen von Ostfriesland heraus erreicht.

Podcast "Tod nach 9 Tagen – Marlene hätte leben können"

Folge 1: Ein viel zu kurzes Leben

Die Ostfriesin Rebekka Heitz ist überglücklich – sie ist schwanger. Ihre Schwangerschaft verläuft ohne Beschwerden, sie freut sich auf die Geburt ihrer Tochter Marlene. Und als einige Tage nach dem errechneten Entbindungstermin die Wehen einsetzen, ahnt sie noch nicht, dass ihr und ihrer kleinen Familie die schlimmsten Tage ihres Lebens bevorstehen.

Folge 2: Eine Nacht voller Fehler

Die kleine Marlene ist nur wenige Tage nach ihrer Geburt in einem ostfriesischen Krankenhaus gestorben. Rebekka Heitz, ihre Mutter, nimmt Kontakt zu einer Rechtsanwältin auf, eine Expertin auf diesem Gebiet. Zwei Gutachter analysieren die Krankenakte und die Geburtsprotokolle – und kommen zu einem dramatischen Ergebnis.

Folge 3: Ein Arzt und seine Anwälte

Zwar verurteilt das Landgericht Aurich den Arzt und das Krankenhaus wegen grober Behandlungsfehler zu einer Geldzahlung. Unklar bleibt aber, warum der Mediziner erst viel zu spät einen Not-Kaiserschnitt angeordnet hat. Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass der Tod von Marlene kein Einzelfall gewesen sein könnte.

Folge 4: Eine intensive Recherche

Fünf Monate lang haben die Journalisten Ute Nobel und Daniel Noglik am Fall Marlene Heitz recherchiert. Jetzt sprechen sie über die Hintergründe, ihre Quellen und die Schwierigkeiten, denen sie während ihrer Arbeit begegnet sind. Und sie geben einen Ausblick auf das, was noch kommen wird – denn geschlossen ist die Akte Marlene noch lange nicht.

Der Fall Marlene Heitz – Alle Artikel zum Nachlesen

Marlene Heitz hat nur neun Tage lang gelebt – Grund für ihren Tod waren Behandlungsfehler eines Arztes in einem ostfriesischen Krankenhaus. Foto: Nobel
Marlene Heitz hat nur neun Tage lang gelebt – Grund für ihren Tod waren Behandlungsfehler eines Arztes in einem ostfriesischen Krankenhaus. Foto: Nobel

Ostfriesisches Baby stirbt nach Behandlungsfehler: „Das ist die Geschichte von Marlene. Eine Geschichte über ein viel zu kurzes Leben. Über eine schreckliche Geburt in einem ostfriesischen Krankenhaus und über einen Tod, der wahrscheinlich hätte verhindert werden können. Eine Geschichte über grobe Behandlungsfehler und ein Gerichtsurteil. Über eine zerbrochene Seele, über nicht enden wollende Trauer und Suizidgedanken. Das ist eine Geschichte, die nur schwer zu ertragen ist – aber wir wollen sie dennoch erzählen.

So recherchierten wir den Fall des toten Babys : „Es war eine der intensivsten Recherchen in unserer Karriere: Der Fall Marlene Heitz. Ein kleines Baby, das gerade einmal neun Tage alt wurde, weil ein Arzt in einem ostfriesischen Krankenhaus während der Geburt folgenschwere Fehler gemacht hatte. Wir, die Redakteure Daniel Noglik und Ute Nobel, haben uns fünf Monate lang intensiv mit dem Fall beschäftigt.

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Tod der kleinen Marlene beschäftigt Generalstaatsanwaltschaft : „Nachdem Rebekka Heitz, die Mutter der nach nur neun Lebenstagen verstorbenen Marlene, Strafantrag gegen ihren ostfriesischen Gynäkologen gestellt hatte, beschäftigt sich nun die Generalstaatsanwaltschaft Oldenburg mit dem Fall.“

Muss die Klinik den verurteilten Arzt wieder anstellen? – „Der Arzt, dessen grobe Behandlungsfehler unter der Geburt zum Tod der kleinen Ostfriesin Marlene geführt hatten und der zu einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt wurde, ist aktuell von seinem Arbeitsplatz freigestellt – doch sein aktueller Arbeitgeber, ein Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen, könnte dazu gezwungen werden, den Gynäkologen wieder zu beschäftigen.“

Warum darf Arzt nach Tod von ostfriesischem Baby noch praktizieren? – „Weil seine Behandlungsfehler unter der Geburt 2018 zum Tod von Marlene, einem ostfriesischen Neugeborenen, geführt hatten, hat das Landgericht Aurich einen Arzt und das Krankenhaus, das ihn beschäftigt hatte, im vergangenen Jahr – 2023 – zur Zahlung von Schmerzensgeld- und Schadenersatz an die Eltern des toten Mädchens verurteilt.

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