Stahlindustrie Großaktionär erwägt Übernahmeangebot für Salzgitter
Noch sind viele Fragen zur möglichen Offerte eines Mehrheitsaktionärs des Stahlherstellers offen. Doch allein die Aussicht darauf lässt Börsianer jubeln. Aber auch ein anderer Aktionär redet noch mit.
Überraschender Paukenschlag bei Salzgitter: Der Stahlkonzern könnte womöglich von seinem zweitgrößten Aktionär übernommen werden. Die GP Günter Papenburg AG erwäge zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co. KG eine entsprechende Offerte, teilte Salzgitter am Montagabend mit.
Offen sind zwar noch viele Fragen - etwa, wie sich das Land Niedersachsen als Großaktionär Nummer eins verhält und wie viel den Investoren eine mögliche Übernahme wert ist. Doch allein die Aussicht auf eine Offerte ließ die Börsianer jubeln.
Für die Anleger sei dies eine „willkommene Überraschung“, sagte ein Händler. War der Kurs des SDax-Unternehmens zuletzt auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren angekommen, schoss er kurz nach dem Handelsbeginn heute um gut ein Viertel auf 17,60 Euro nach oben. Bei diesem Kurs wird Salzgitter an der Börse mit etwas über einer Milliarde Euro bewertet.
Mögliche Offerte an Bedingung geknüpft
Wann das Angebot kommen könnte, hängt von mehreren Faktoren ab. So sei eine mögliche Offerte unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass das Konsortium einschließlich des eigenen Anteils mindestens 45 Prozent plus eine Aktie erhalte, hieß es. Die mögliche Höhe des Angebotspreises sei dem Konzern bislang noch nicht verkündet worden.
Das Familienunternehmen GP Günter Papenburg betätigt sich eigenen Angaben zufolge in den Bereichen Bau und Projekte, Rohstoffe und Logistik, Technologie und Projekte sowie Recycling und Verwertung. Papenburg hält derzeit 25,10 Prozent an Salzgitter und folgt damit an zweiter Stelle hinter Niedersachsen - das Land ist aktuell mit 26,5 Prozent beteiligt.
Die niedersächsische Landesregierung prüft nach eigenen Angaben die „beabsichtigte Übernahme der wirtschaftlichen Kontrolle über die Salzgitter AG durch die GP Günter Papenburg Aktiengesellschaft und die TSR Recycling GmbH & Co. KG sowie die damit verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen sehr gründlich“. Man wolle dabei insbesondere die Belange der Beschäftigten berücksichtigen, hieß es auf Anfrage. Eine inhaltliche Positionierung werde erst nach Abschluss der Prüfung möglich sein.
„Wir sind von der Richtungsentscheidung der Salzgitter AG hin zu „grünem“ Stahl nach wie vor fest überzeugt und möchten das Unternehmen auf diesem zukunftsorientierten Weg auch weiter konstruktiv begleiten“, hieß es in dem Statement der Landesregierung weiter.
Auch Salzgitter schnürt den Gürtel enger
Während Konkurrent Thyssenkrupp einen Stellenabbau ankündigte, schnürt auch Salzgitter den Gürtel enger. Ende Oktober kappte das Management seine Prognose erneut - das dritte Mal in diesem Jahr. Der Konzern rechnet nun im laufenden Jahr mit einem noch stärkeren Umsatzrückgang als bisher und mit einem Verlust vor Steuern von bis zu 325 Millionen Euro.
Salzgitter-Chef Gunnar Groebler kündigte zudem einen schärferen Sparkurs an, von dem vor allem das Handelsgeschäft betroffen sein dürfte. Der Manager hatte die härteren Maßnahmen mit der ausgeprägten Schwächeperiode in wichtigen Zielmärkten begründet.
Sollte es zu einer Übernahme von Salzgitter kommen, könnte das auch Einfluss auf den Kupferkonzern Aurubis haben. Aktuell hält Salzgitter rund 30 Prozent der Anteile. Die Aurubis-Aktie legte am Dienstagmorgen um sieben Prozent zu.