Weihnachtsbrauch Wir suchen außergewöhnliche Adventskalender in Ostfriesland
Die Tage bis Weihnachten sind gezählt – mit Adventskalendern wortwörtlich. Die Redaktion sucht die mit außergewöhnlichen Füllungen oder Geschichten. Haben Sie so einen? Dann schreiben Sie uns.
Ostfriesland - Sie gehören zur Weihnachtszeit wie Kerzen, Geschenke und Plätzchen: Adventskalender. Und diese gibt es in den verschiedensten Variationen. Selbst gemacht oder gekauft, mit Schokolade oder anderen Überraschungen, groß oder klein – und noch viele mehr. Aber es gibt auch die ganz besonderen Adventskalender, die entweder durch ihre emotionalen Hintergrundgeschichten oder durch ihre Kuriosität und Kreativität auffallen. In der Redaktion der Ostfriesen-Zeitung haben wir einige zusammengetragen. Die Bandbreite reicht von „Stirb langsam“ bis zu echten ostfriesischen Klassikern.
Schicken Sie uns gern ein bis drei Bilder von Ihrem Adventskalender an die Adresse l.spindler@zgo.de, Betreff: Besondere Adventskalender in Ostfriesland. Und schreiben Sie in ein paar Zeilen, was Ihren Kalender oder den Kalender Ihres Kindes so besonders macht. Teilen Sie uns Ihren Namen mit – und wo das Foto entstanden ist. Wir zeigen die Fotos dann in einer Bildergalerie auf unserer Webseite. Vielleicht veröffentlichen wir auch eine Auswahl von Bildern in der Zeitung. Wer an der Aktion teilnimmt, erklärt sich mit der Veröffentlichung seiner Fotos einverstanden. Wir freuen uns – auf die Adventszeit und Ihre Fotos!Sie sind gefragt: Welche besonderen und außergewöhnlichen Adventskalender oder Adventskalendertraditionen haben Sie?
Claus Hock: Yippie-Yah-Yei, Schweinebacke
Adventskalender stehen nicht auf meiner Muss-ich-haben-Liste. Seit Jahren sind sie mir egal, daher lohnt es sich nicht, einen für mich zu kaufen oder zu basteln. Doch vor zwei Jahren fand meine Freundin einen Adventskalender, den ich nicht mehr missen möchte – und der jedes Jahr funktioniert.
Türchen oder Geschenke gibt es an diesem Adventskalender nicht. Stattdessen zeigt er den Nakatomi Plaza aus „Stirb langsam“ mit 24 durchnummerierten Stockwerken und der „Figur“ von Hans Gruber, die ich jeden Tag ein Stockwerk tiefer schieben. An Heiligabend kommt er unten an. Makaber? Vielleicht. Aber: Stirb langsam ist für mich ein Weihnachtsklassiker. Weihnachten ist nicht komplett, wenn Bruce Willis als John McClane sich nicht durch den Nakatomi Plaza ballert, flucht – und Hans Gruber (Alan Rickman) vom Wolkenkratzer stürzt.
Im Netz gibt es Bilder und Videos dieses Kalenders. Hier trennt sich die Spreu vom popkulturellen Weizen: Oft „fällt“ Hans Gruber mit dem Gesicht nach vorne. Richtig ist jedoch, dass er mit dem Rücken zuerst fällt – wichtig für den erschrockenen Gesichtsausdruck, den Alan Rickman im Film und meine Figur haben. Rickman machte den Stunt selbst und wurde angeblich „auf Drei“ fallen gelassen. Tatsächlich ließ man ihn schon „auf Eins“ los, wie der Verantwortliche später erzählte.
Deike Terhorst: Eerstmaal een Koppke Tee
Seit Ewigkeiten bekomme ich von meiner Mutter alljährlich einen selbstgebastelten Adventskalender aus Klopapierrollen geschenkt. Klingt erst einmal wenig ansehnlich. Sobald die Rollen aber hübsch mit Stoff umwickelt, mit Nummern versehen, in einer Reihe auf ein Holzbrett geklebt und selbstverständlich mit Süßigkeiten gefüllt sind, lässt sich der Kalender sehr dekorativ ins Wohnzimmer hängen.
In diesem Jahr hat Mama sich jedoch etwas anderes überlegt. Statt der altbewährten Rollen gab es am vergangenen Wochenende einen Tee-Adventskalender von Bünting für mich (Thiele-Trinker dürfen nun in Schockstarre fallen). Hinter jedem der 24 Türchen warten zwei Beutel auf meinen „Teepott“. Perfekt, um jeden Tag mit einer Variante meines geliebten Heißgetränks sowohl zu beginnen als auch zu beenden.
Insgeheim glaube ich ja, dass Muttern in diesem Herbst etwas bastelfaul war. Ein Ausflug zu Multi war wohl bequemer als der ganze Kleber- und Stoffkrieg. Wer kann’s ihr verübeln? Jetzt, wo es bereits um 17 Uhr stockduster ist, bricht doch fast über jeden von uns der Winterblues herein. Dagegen hilft eigentlich nur eins: Tee trinken!
Carmen Leonhard: Jetzt bloß kein neuer Schoko-Skandal!
Es war Anfang des Jahres, als meine Liebe zu den köstlichen Dark-Chokolate-Kugeln aus Schweizer Fabrikation erstarb. Investigativ-Recherchen internationaler Journalisten hatten ans Tageslicht gebracht, dass namhafte Unternehmen aus der Schokobranche es mit der Kontrolle der Kakao-Lieferketten offenbar nicht so genau nahmen. Ausbeuterische Kinderarbeit bei der Kakao-Ernte – und das ausgerechnet auch bei meiner Lieblingsmarke, für deren edel verpacktes Naschwerk man durchaus tief in die Tasche greifen muss? Keinen Cent sollen die noch von mir bekommen!
Mein Boykott hatte bereits Auswirkungen auf das Osterfest. Keine Schokohasen, keine Dark-Chocolate-Kugeln im Nest. Etwas traurig.
Und nun? Ein Advent ohne Schoki-Kalender? Meine Rettung kam aus den Niederlanden. Dort hatte vor einigen Jahren der Journalist Teun van den Keuken über Kindersklaven im Kakao-Anbau berichtet und schließlich ein Unternehmen gegründet, um den Kakaobauern in Westafrika bessere Arbeitsbedingungen zu bieten. „Tony Chocolonely“ ist heute eine der meistverkauften Schokoladenmarken in unserem Nachbarland und auch bei uns in etlichen Supermärkten erhältlich. Und, welch Freude: Es gibt einen Adventskalender! Ich freue mich schon auf den Inhalt und hoffe inständig, dass es keine Enthüllungen über die neue Schokoladenmarke meines Herzens gibt.
Melanie Hanz: Den Leuchtturm „Roter Sand“ erklimmen
Sein Licht ist schon lange erloschen, seine Zukunft weiter ungewiss. Und besteigen kann man den Leuchtturm Roter Sand leider auch schon lange nicht mehr. So ist sehr unwahrscheinlich, dass ich es noch schaffen werde, von der Plattform in gut 30 Metern Höhe den Blick über die Nordsee schweifen zu lassen.
Der 1885 gebaute Leuchtturm Roter Sand in der Außenweser ist mit seinen drei Erkern rund um die Turmkammer herum nicht nur ein sehr schöner Turm – er gilt auch als erstes Offshore-Bauwerk der Welt und Beweis des technischen Fortschritts im deutschen Kaiserreich. Doch die gut 140 Jahre, in denen er dem zerstörerischen Werk von Wind und Wellen ausgesetzt war, haben Spuren hinterlassen: Der Leuchtturm steht Gutachtern zufolge nicht mehr stabil. Ob das Bauwerk tatsächlich einen neuen Standort an der Küste erhält, wie seit vergangenem Jahr angedacht ist? Das ist noch offen.
Bei mir jedenfalls hat der Leuchtturm Roter Sand in diesem Advent einen Ehrenplatz an der Wand: In 24 Schritten wird ab 1. Dezember der Weihnachtsmann den Turm erklimmen. Er hat mit seinem Boot schon am Fuß des Leuchtturms festgemacht.