Champions League Bologna als letzte Dienstreise? Sahin muss mit BVB liefern

Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa
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Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa
| 20.01.2025 13:10 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Nuri Sahin steht mit dem BVB in Bologna mächtig unter Druck. Foto: Federico Gambarini/dpa
Nuri Sahin steht mit dem BVB in Bologna mächtig unter Druck. Foto: Federico Gambarini/dpa
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Borussia Dortmund tritt in der Königsklasse in Bologna an. Die Partie ist weit über die Champions League hinaus bedeutsam. Die Erwartung hat der Geschäftsführer deutlich formuliert.

Zum Start in Nuri Sahins bislang wichtigste Woche als Trainer von Borussia Dortmund wird schon über dessen möglichen Nachfolger spekuliert. Sandro Wagner, Erik ten Hag, Roger Schmidt - die Namen geistern bereits über die Internet-Portale und durch die Zeitungen. Dabei ist Nuri Sahin noch da.

Eingepackt in eine dicke Jacke bereitete der 36-Jährige sein Team im trüben Dortmund auf das Schlüsselspiel in der Champions League beim FC Bologna vor und flog wenig später mit der Mannschaft nach Italien. Der Trip in die Emilia-Romagna könnte tatsächlich seine letzte Dienstreise als BVB-Coach sein.

Sahin fühlt sich vom Team nicht im Stich gelassen

Noch hat Sahin das Vertrauen seiner Bosse. Die Frage ist: Wie lange? „Die Argumente, die ein Trainer liefern kann, sind auf dem Platz“, weiß der Coach. Davon sammelte Sahin zuletzt sehr wenige. Drei Spiele, drei Niederlagen lautet die erschütternde Bilanz in diesem Jahr. In der Bundesliga liegt Dortmund nur auf Rang zehn.

Seine Lockerheit versucht Sahin sich trotzdem nicht nehmen zu lassen. Vormittags machte er im Training lachend bei Übungen mit. Am Abend sagte er mit einem Lächeln in Bologna: „Mir geht’s gut. Ich freue mich auf das Spiel und bin zuversichtlich, dass wir die drei Punkte holen.“ Von seiner Mannschaft im Stich gelassen fühlt er sich nicht.

Nuri Sahin war im Training selbst am Ball aktiv. Foto: Federico Gambarini/dpa
Nuri Sahin war im Training selbst am Ball aktiv. Foto: Federico Gambarini/dpa

Coach fordert Mut trotz Verunsicherung

Vor der richtungsweisenden Königsklassen-Partie beim Siebten der Serie A (Dienstag, 21.00 Uhr/Amazon Prime Video) gab Geschäftsführer Lars Ricken seinem Trainer zwar eine Job-Garantie, allerdings erst mal nur für dieses nächste Spiel. „Nuri wird in Bologna auf der Bank sitzen mit der klaren Erwartungshaltung, dass wir jetzt Siege und Erfolgserlebnisse brauchen“, sagte der 48-Jährige.

Drei Punkte im altehrwürdigen Stadio Renato Dall’Ara würden den Revierclub dem direkten Einzug ins Achtelfinale ohne Umweg über die Playoffs einen großen Schritt näherbringen. Sahin könnte wohl erst einmal weiter arbeiten. Bei einer Niederlage würde es für den früheren BVB-Profi richtig eng werden. Vieles hängt wohl auch von der Art und Weise des Dortmunder Auftritts ab.

Die Verunsicherung im mit Ausnahmefußballern gespickten Team ist greifbar. Trotzdem fordert Sahin Mut. Verstecken gilt nicht. „Du kannst dich deinem Schicksal geschlagen geben und in Selbstzweifel verfallen. Oder du sagst, ich nehme die Situation an. Brust raus - und ich versuche, jetzt meinen Mann zu stehen.“ Zweiteres wolle er sehen. „Anders kommst du da nicht raus“, sagte Sahin bei DAZN.

Matthäus: „Es ist keine Hierarchie in der Mannschaft“

Führungsspieler, die mit gutem Beispiel vorangehen und die Mannschaft mitziehen, sind gefragt. Das Problem: Diese Führungsspieler hat der BVB aktuell nicht. Leistungsträger wie die deutschen Nationalspieler Julian Brandt oder Kapitän Emre Can haben derzeit vor allem mit sich selbst und ihrer Leistung zu kämpfen.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht eine Mitschuld auch bei Sahin. „Es ist keine Hierarchie in der Mannschaft, es ist keiner da, der die Mannschaft führt wie ein Kimmich in München oder ein Xhaka in Leverkusen“, sagte der Sky-Experte. „Sahin hat nicht die Mannschaft gefunden, die die DNA hat, die wir von Borussia Dortmund kennen.“

Vorangehen soll auch Nico Schlotterbeck. „Führung kommt aus meiner Sicht immer von Leistung. Wir müssen in der Phase, in der wir uns gerade befinden, mit Leistung vorangehen“, sagte der 25-Jährige.

Schlotterbeck: „Müssen das auf dem Platz auch mal selber regeln“

Den Rückhalt im Team hat der Coach, so sehen es auch die sportlich Verantwortlichen. „Die Mannschaft hat auf dem Platz gezeigt, dass sie dem Trainer helfen will“, sagte Ricken nach dem 0:2 am vergangenen Bundesliga-Spieltag in Frankfurt. Und Schlotterbeck sagte in Bologna: „Wir müssen das auf dem Platz auch mal selber regeln, dass wir die Zweikämpfe gewinnen und über die Basics kommen.“

Nuri Sahin hat Rückhalt in der Mannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa
Nuri Sahin hat Rückhalt in der Mannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa

Sahin wird solche Worte gerne hören. Er wird aber auch wissen: Irgendwann zählen nur noch Ergebnisse - auch für seinen Job. Vielleicht schon in Bologna.

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