Volkswagen Passat Das Ostfriesland-Auto aus der Slowakei
Acht Baureihen des VW-Bestsellers entstanden zu einem Drittel in Emden. Die neunte Ausbaustufe wird nun in Bratislava gefertigt.
Ostfriesland - Am 1. März vergangenen Jahres ist im Emder Volkswagen-Werk der letzte Passat vom Band gerollt. Etwa zehn Millionen Fahrzeuge der Baureihen B bis B wurden hier produziert – fast ein Drittel der Gesamtproduktion. „So wie der Tee zu Ostfriesland gehört, so gehört der Passat zu Emden“, meinte der damalige Werksleiter Uwe Schwartz, als die Bänder gestoppt wurden. Die neunte Generation des viele Jahre beliebtesten Dienstwagen Deutschlands wird ausschließlich in Bratislava gefertigt – und den B gibt es nun auch nur noch als Kombi, der bei VW seit jeher Variant heißt.
Während das langjährige Passat-Leitwerk auf die gerade unter arger Kaufzurückhaltung leidende Elektromobilität „umgemodelt“ wurde (ID.4, ID.7 und ID.7 Tourer), darf in der Slowakei gejubelt werden: Der Produktionsstätte wird volle Auslastung prophezeit, der vor einigen Wochen präsentierte Passat B hat im Vergleich zum Vorgänger noch einmal einen Quantensprung hingelegt.
So wurde der Variant auf 4,92 Meter gestreckt und liegt nun in der Länge fast gleichauf mit dem Konzernbruder Skoda Superb Combi. Die zusätzlichen Zentimeter machen sich vor allem im Innenraum bemerkbar: Insassen können sich vorne und hinten über nahezu fürstliche Platzverhältnisse freuen. Das Gepäckabteil profitiert ebenfalls: Das Ladevolumen liegt zwischen 700 und 2000 Liter. Außer dem schon erwähnten Superb Combi gibt es kaum noch vergleichbare Konkurrenz: Opel Insignia und Ford Mondeo wurden vom Markt genommen, Marken wie Audi, Mercedes, BMW oder Volvo agieren auf einem sehr viel höheren Kaufpreis-Level. Den günstigsten Passat gibt es ab 41.665 Euro (150 PS).
Ein sinnvolles Extra für das Basismodell ist das sogenannte Gepäckraumpaket mit Steckdose, Gepäcknetz, einen in zwei Höhen einstellbaren Boden sowie eine Fixierstange für die Ladung.
Für die digitale Ausrüstung früherer Modelle hat VW ordentlich Schelte bekommen – beim neuen Passat wurde kräftig nachgebessert. Der große Touchscreen ist verständlich aufgebaut, die wichtigsten Funktionen sind als separate Icons direkt anwählbar. Der Fahrer blickt auf ein digitales, individualisierbares Zentralinstrument, die KI-Assistentin namens Ida gibt sich dank ChatGPT-Einbindung verständig.
Qualitativ macht sich der deutlich weniger restriktive Einsatz des Rotstifts bei der Materialauswahl deutlich bemerkbar. Und die Slider für Lautstärke und Temperatur funktionieren nun intuitiver.
Der 150 PS starke Vierzylinder-Benziner spult die Alltagsaufgaben souverän ab; das mild hybridisierte Antriebssystem sollte allerdings nicht zu oft zu spontanen Leistungsspitzen angeregt werden – der kräftige Tritt aufs Gaspedal (Kickdown) lässt das Fahrverhalten ein wenig disharmonisch wirken. Wer allerdings vorausschauend fährt – die Bordelektronik gibt dazu passende Hinweise, etwa auf nahende Tempolimits oder Abbiegungen –, freut sich über ein sicheres Fahrgefühl, niedrige Verbräuche und Reichweiten im vierstelligen Bereich. Lobenswert: Ist die Lastanforderung gering, schaltet das System zwei der vier Zylinder ab, spart weiter Sprit.
Mehrere Diesel- und Benzinmotoren werden angeboten. Neben den herkömmlichen Triebwerken stehen zudem Mildhybrid und Plug-in-Hybrid zur Wahl. Auch die neunte Ausbaustufe gibt es nicht mit reinem E-Antrieb. Dafür hat VW die Elektro-Limousine ID.7 und den Stromer-Kombi ID.7 Tourer – beide aus dem Werk Emden.