Berufsausbildung: Großes Angebot an Lehrstellen

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 04.02.2025 07:59 Uhr | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Lernen fürs Leben: Die klassische duale Ausbildung besteht aus dem praktischen Teil beim Arbeitgeber sowie der Theorie in der Berufsschule. Foto: Pixabay
Lernen fürs Leben: Die klassische duale Ausbildung besteht aus dem praktischen Teil beim Arbeitgeber sowie der Theorie in der Berufsschule. Foto: Pixabay
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Das ist echt komisch: Unternehmen suchen händeringend Azubis, und trotzdem bleiben viele Jugendliche am Ende unversorgt.

Ostfriesland - In vielen Unternehmen sind auch im vergangenen Jahr wieder sehr viele Lehrstellen unbesetzt geblieben – und trotzdem stieg erneut die Zahl junger Menschen, die auf der Suche nach einer Lehre keinen Erfolg hatten. Die „Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes 2024“ unterscheiden sich inhaltlich im Kern nicht von den Studien der Jahre zuvor. So konnten 70.400 Jugendliche laut Bundesinstitut nicht auf dem Ausbildungsmarkt versorgt werden, obwohl zum Jahresende noch 69.400 offene Stellen gelistet waren – und dieses Missverhältnis ist nicht neu.

„Es besteht nach wie vor das Problem, das Ausbildungsangebot der Betriebe und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen“, kommentieren die Autoren der Analyse. Am Ende werde das nicht ohne Kompromisse funktionieren: Experten bemängeln seit Jahren, dass sich weder Betriebe noch Bewerber entscheidend bewegen, wenn es um die jeweiligen Ansprüche und Vorstellungen geht.

Und nun das: Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) prognostiziert für dieses Jahr eine Verschärfung der Lage auf dem Ausbildungsmarkt und begründet das mit zwei Trends, die sich bereits im Report 2024 zum Teil niederschlugen: Zum einen ist das Interesse junger Menschen an einer dualen Ausbildung gestiegen, auf der anderen Seite sank jedoch erstmals seit Ende der Corona-Pandemie das Angebot an Lehrstellen.

Die beliebtesten Ausbildungsberufe

Frauen, Niedersachsen: 1. Kauffrau Büromanagement, 2. Zahnmedizinische Fachangestellte, 3. Medizinische Fachangestellte, 4. Verkäuferin, 5. Industriekauffrau, 6. Kauffrau im Einzelhandel, 7. Verwaltungs-Fachangestellte, 8. Bankkauffrau, 9. Friseurin, 10. Hotelfachfrau.

Männer Niedersachsen: 1. Kraftfahrzeug-Mechatroniker, 2. Elektroniker, 3. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, 4. Fachinformatiker, 5. Landwirt, 6. Verkäufer, 7. Industriemechaniker, 8. Fachkraft für Lagerlogistik, 7. Kaufmann im Einzelhandel, 10. Industriekaufmann.

Gesamtwertung Männer/Frauen Niedersachsen: 1. Kraftfahrzeug-Mechatroniker und Kraftfahrzeug-Mechatronikerin, 2. Verkäufer und Verkäuferin, 3. Kaufleute Büromanagement, 4. Zahnmedizinische Fachangestellte, 5. Elektroniker und Elektronikerin, 6. Fachinformatiker und Fachinformatikerin, 7. Anlagenmechaniker und Anlagenmechanikerin Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, 8. Industriekaufleute, 9. Kaufleute im Einzelhandel, 10. Medizinische Fachangestellte.

In Ostfriesland entscheiden sich viele Jugendliche für eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Foto: Pixabay
In Ostfriesland entscheiden sich viele Jugendliche für eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Foto: Pixabay
Gesamtwertung Männer/Frauen Agenturbezirk Emden-Leer: 1. Verkäufer/Verkäuferin, 2. Kaufleute Büromanagement, 3. Kfz-Mechatroniker/Mechatronikerin, 4. Kaufleute Einzelhandel und Landwirt/Landwirtin, 6. Zahnmedizinische Fachangestellte, 7. Fachinformatiker/Fachinformatikerin, 8. Elektroniker/Elektronikerin, 9. Anlagenmechaniker/Anlagemechanikerin Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, 10. Steuerfachangestellte.

(Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Ausbildungsberufe - Rangliste 2024)

Aufgrund der vielen offenen Stellen gehen Experten allerdings nach wie vor davon aus, dass Schulabgänger weiterhin gute Chancen besitzen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das Angebot ist groß – es gibt schließlich in Deutschland inzwischen schon mehr als 320 Ausbildungsberufe. Allerdings verteilt sich das Gros der Bewerbungen seit vielen Jahren auf einen kleinen Teil: Rund die Hälfte der Schulabgänger entscheiden sich für einen der zehn beliebtesten Berufe – kein Wunder also, dass schon so lange ein Ungleichgewicht zu beklagen ist. Die Konzentration auf Wunschberufe führt zwangsläufig zu einem Überangebot an Bewerbungen, während selbst für Ausbildungsplätze in verwandten Berufen keine oder kaum Nachfrage registriert wird.

Die Experten der Arbeitsagenturen raten Schulabgängern deshalb, frühzeitig Kontakt zur Berufsberatung aufzunehmen. Auf diese Weise könne der Blick auch auf eine Ausbildung jenseits des Traumberufes gerichtet und möglicherweise eine Alternative gefunden werden. Und auch Betriebspraktika können hilfreich sein, möglicherweise den Fokus zu verändern oder auch Vorurteile und Skepsis für einen bestimmten Berufszweig abzubauen.