Champions League Bayern als Glasgow-Sieger zum Gipfel - „Gut für den Spirit“
Auf so einen Sieg hat der FC Bayern lange gewartet. Das 2:1 in Glasgow soll Schwung für den Meister-Matchball in Leverkusen bringen. Ein erträumter Zugang von Uli Hoeneß steht dann besonders im Fokus.
Vincent Kompany nippte bei der Lobeshymne seines überraschten Chefs nur kurz am Glas. Nach dem Ende der langen Auswärtsmisere in der Champions League schwärmte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen in seiner nächtlichen Ansprache von einem „tollen“ und „besonderen“ Tag für den FC Bayern auf dem Weg ins Achtelfinale.
Zeit zum Genießen oder gar zum Feiern hatten Kompany und seine Stars nach dem 2:1 bei Celtic Glasgow aber nicht. Schließlich steht nun der Meister-Matchball gegen Bayer Leverkusen um den Münchner „Traum“ Florian Wirtz an - und weiter sind die Münchner in Europa auch noch nicht. „Du willst die Preise gewinnen“, sagte Kompany zur erfolgreichen Playoff-„Halbzeit“.
Kimmich: Gutes Spiel für den Spirit
Zufrieden stieg der Belgier am Tag nach dem ersehnten ersten Auswärtssieg in Europas Fußball-Königsklasse seit Dezember 2023 aus dem Sonderflieger AZ 8965. Für den von ihm trainierten Bundesliga-Tabellenführer begann nach der Landung gute 50 Stunden vor dem Anpfiff des Topspiels der Countdown auf das Bayer-Match.
Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf den Titelverteidiger - bei einem Sieg dürfte der Kampf um die Schale zugunsten der gestärkten Münchner entschieden sein. „Es war ein gutes Spiel für den Spirit“, stellte Joshua Kimmich zufrieden fest.
Bayern-Boss: Vincent gibt mir recht
Mit ihrem Bankett-Blitz-Besuch im rötlich beleuchteten Saal erstaunte das Ensemble um die Torschützen Harry Kane und Michael Olise auch Dreesen. „Die Mannschaft wäre fast als Erstes da gewesen. Das haben wir auch noch nie gehabt“, sagte der 57-Jährige über die „ungewöhnliche“ Stippvisite. „Offensichtlich habt ihr es eilig, damit wir dann auch rechtzeitig wieder in eine Ruhephase kommen vor dem schweren Spiel am Samstag. Wenn ich Vincent in seine Augen schaue, dann hat er mir gerade recht gegeben.“
Lendensteak mit Whisky-Pfeffersoße oder Tandoori-Hähnchen konnten sich Dayot Upamecano als Spieler des Spiels und seine Kollegen in ihren rot-weißen Trainingsanzügen bestenfalls kurz schmecken lassen. Auf dem Weg unter die besten 16 Teams in Europas Eliteliga erarbeiteten sich die Münchner eine gute Ausgangslage für das Playoff-Rückspiel am Dienstag in der heimischen Allianz Arena. Zudem holten sie sich Schwung für das brisante Duell gegen den schon fünf Pflichtspiele nicht mehr bezwungenen Doublesieger.
Zwischen „Euphorie“ und „Schlüsselmomenten“
„Wir wollen das Erfolgserlebnis und ein Stück weit die Euphorie mitnehmen, das Playoff-Hinspiel gewonnen zu haben“, sagte Sportvorstand Max Eberl. Zudem war es ein gutes Spiel, um nach dem 1:2 durch Daizen Maeda Widerstandskraft zu demonstrieren. „Du kannst mal ein Tor kriegen, das ist nicht der Weltuntergang, aber du darfst einfach nicht das Momentum dann verlieren“, sagte Konrad Laimer. War es einer der von Kompany erhofften „Schlüsselmomente“?
Nach den schmerzhaften Auswärtsniederlagen bei Aston Villa (0:1), beim FC Barcelona (1:4) und bei Feyenoord Rotterdam (0:3) gab es nun den ersehnten ersten echten Auswärtssieg in Europas Elite in dieser Saison. „Das Learning hat stattgefunden“, sagte Kimmich. Gewonnen hatten die Münchner auswärts nur in Gelsenkirchen gegen Schachtar Donezk mit 5:1. „Wir sind nicht eingebrochen. Das ist wichtig“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Und das wegen Abseits nach 25 Sekunden nicht gegeben Blitz-Gegentor zum 0:1 hatte sein Team als Schreckmoment auch gut weggesteckt.
Champagner? Der steht immer kalt
Neuer grinste, als er gefragt wurde, ob man nicht bald den Champagner für die Meisterschaftsfeier kalt stellen könnte. „Der ist ja immer kaltgestellt, aber wir müssen natürlich dafür was tun“, sagte Neuer. „Ich glaube, dass es auch an der Zeit ist, wenn wir wieder die bessere Mannschaft sind, dass wir sie dann auch mal schlagen.“
Beim Appetitmacher für das Achtelfinale ragte im stimmungsvollen Heim-Festung Celtic Park Abwehrchef Upamecano heraus. Der Franzose freute sich über den Sieg in einem „schweren Spiel in einem tollen Stadion“. Dass ausgerechnet der oft kritisierte Innenverteidiger zum besten Mann auf dem Platz gekürt wurde, freute Chefs und Kollegen. „Upa ist für mich ein herausragender Innenverteidiger und das hat er heute gezeigt. Und wenn ein Abwehrspieler Man of the Match wird, dann hat das noch mal besondere Bedeutung, weil es in der Regel nicht passiert“, sagte Eberl.
Immer wieder Wirtz-Spekulationen
Vor dem Spitzenspiel am Samstag war Eberl bemüht, den Hype um den von Uli Hoeneß schon als „Traum“-Zugang bezeichneten Fußball-Virtuosen Wirtz zu beruhigen. „Wir haben jetzt nicht viel über Florian Witz gesprochen oder über irgendeinen Spieler von Leverkusen. Das kreist um uns herum und ich glaube, es gehört sich einfach nicht, gerade vor so einem Spiel, so eine Thematik aufzumachen“, sagte der 51-Jährige.
Dieser Wunsch dürfte Eberl nicht erfüllt werden. Zumal das Duell am nicht das letzte Aufeinandertreffen von Bayern und Bayer in der Saison sein muss. Falls die Münchner gegen Celtic weiterkommen, wartet im Achtelfinale nämlich entweder Atlético Madrid - oder just Bayer Leverkusen.