Eurovision Song Contest Heute beginnt Raabs Rettungsmission beim ESC-Vorentscheid

Jonas-Erik Schmidt
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Von Jonas-Erik Schmidt
| 14.02.2025 05:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Stefan Raab auf ESC-Mission: Der Moderator soll Deutschland aus der Dauerkrise holen. (Archivbild) Foto: Matthias Balk/dpa
Stefan Raab auf ESC-Mission: Der Moderator soll Deutschland aus der Dauerkrise holen. (Archivbild) Foto: Matthias Balk/dpa
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Nach vielen Pleiten soll Stefan Raab den deutschen ESC-Fluch brechen. Genügend Kandidaten hat er gefunden. Der Vorentscheid bei RTL und ARD konfrontiert den 58-Jährigen auch mit seiner Vergangenheit.

Am Freitag ist Valentinstag und dazu passt, dass in einem Fernsehstudio in Hürth bei Köln zwei Liebende wieder zueinanderfinden: Stefan Raab und der Eurovision Song Contest (ESC). 

Der „Raabinator“ und die Musikmeisterschaft Europas hatten einst eine innige Beziehung. „Wadde hadde dudde da?“, Guildo Horn, Alf Igel, Max Mutzke, Lena, noch einmal Lena - man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. 

Fest steht, dass Raab (58) nach einer langen ESC-Pause wieder anfängt: Am heutigen Freitagabend (20.15 Uhr, RTL/RTL+) läuft die erste von mehreren Shows, in denen er den deutschen Beitrag für den Song Contest in Basel im Mai finden will. Name des Formats: „Chefsache ESC 2025“.

Darum ist Raab wieder an Bord

Die latente Großspurigkeit, die aus dem Titel spricht, passt zu der - ja man kann sagen - Regierungserklärung, die Raab vorab in einem Interview mit seinem Haussender RTL abgegeben hat. Zentrale Sätze darin: „Ich habe keine Lust, Zweiter zu werden. Zweiter ist immer der erste Verlierer, so ist es leider.“

Dabei wäre das deutsche ESC-Volk womöglich schon mit einem zweiten Platz sehr zufrieden. Niederschmetternde Ergebnissen kennzeichneten die vergangenen Jahre. Seit 2015 hagelte es nur so letzte oder vorletzte Plätze. Einziger Ausreißer: 2018 landete Michael Schulte auf Platz 4. Im vergangenen Jahr holte Sänger Isaak immerhin einen gesichtswahrenden zwölften Rang.

Insgesamt ist das nicht das, was man sich erhofft, um aus der gefühlten Zeitschleife „Es ist ESC und Deutschland verliert mal wieder“ auszubrechen. 

Deshalb ist nun Raab wieder an Bord, den seit dem unter seiner Ägide errungenen Sieg von Lena Meyer-Landrut 2010 die Aura des ESC-Gurus umgibt. Die ARD kooperiert dafür mit RTL, seinem neuen Heimatsender.

Das hat Raab vor

Geboten wird eine Art Castingshow mit einem ziemlich bunten Teilnehmerfeld. Mehr als 3.200 Bewerbungen soll es gegeben haben - Raab und seine Leute haben daraus 24 Starter ausgewählt. 

Manche sind weitestgehend unbekannt, andere haben bereits mehrere Alben veröffentlicht oder eine große Followerschaft aufgebaut. Manche sind Einzelkämpfer, manche Duos, manche Bands. Alle eint, dass sie im Mainstream noch nicht die großen Nummern sind.

 

Ein Name, den man schon einmal gehört haben könnte, ist beispielsweise Noah Levi. Der Sänger gewann mit 13 Jahren das Format „The Voice Kids“. 

Auch Sängerin Cloudy June gilt bereits als aufstrebende Künstlerin im Alternative Pop. Geht man nach den Stilrichtungen, hebt sich sicherlich die Band Feuerschwanz ab. Sie spielt Mittelalter-Rock.

 

 

In der ersten (Freitag) und zweiten Show (Samstag, 15.2., 20.15 Uhr, RTL), treten jeweils zwölf Acts an. Wer weiterkommt, landet im Halbfinale (22.2.). 

Am 1. März soll dann im Finale der deutsche ESC-Beitrag gekürt werden. Diese Show läuft dann anders als die ersten drei Ausgaben nicht bei RTL, sondern in der ARD. Aber alle werden von Barbara Schöneberger moderiert.

Das hat Raab zu verlieren

Auf dem Papier klingt der Versuchsaufbau noch nicht revolutionär, sondern wie eine ausgedehnte Variante der Vorentscheide der vergangenen Jahre - es sei denn, man glaubt daran, dass Raab einfach ein goldenes Näschen hat und er den Unterschied macht. 

In den Vorrunden entscheiden allein er und seine Jury (Elton, Sängerin Yvonne Catterfeld und ein Gastjuror - zum Auftakt Max Mutzke), wer weiterkommt. Erst im Finale trifft das Publikum seine Wahl.

Darum geht es: Stefan Raab hat den Sieg des ESC als Ziel ausgegeben. (Archivbild) Foto: Jens Büttner/dpa
Darum geht es: Stefan Raab hat den Sieg des ESC als Ziel ausgegeben. (Archivbild) Foto: Jens Büttner/dpa

Tatsächlich steht für Raab auch etwas auf dem Spiel: Der Glanz seiner eigenen ESC-Legende, die schon weit vor Lenas Sieg im Jahr 2010 begann. 1998 komponierte er - unter dem Pseudonym Alf Igel - den Titel „Guildo hat euch lieb“ von Guildo Horn für den Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie der Wettbewerb damals noch pathetisch hieß. Der launige Zottelhaar-Sänger Horn bewies Europa, dass Deutsche so etwas wie Humor haben können.

Zwei Jahre später trat Raab dann selbst mit „Wadde hadde dudde da?“ an und vollendete die Mission, Deutschland in Sachen ESC zu entkrampfen. 

Sein vom Wehklagen traditionsgläubiger Schlagerkräfte begleiteter Auftritt beim Vorentscheid 2000 in Bremen liegt fast genau 25 Jahre zurück. Damals nannte man ihn noch „Blödelbarde“ oder „Ulknudel“. Raab galt als Schreck des Establishments.

Das will Raab nicht mehr

Heute kommt ihm eher die Rolle des weisen Alterspräsidenten zu, der die aus dem Lot geratenen Dinge richten soll. Dazu passt sein Beteuern, es am Ende nicht doch noch einmal selbst versuchen zu wollen. 

„Ich habe das damals gemacht, was ein großer Spaß für mich war, aber das Leben ist eben auch ein Prozess und man muss ja die Entwicklung der Dinge sehen“, sagte er RTL und klang dabei wirklich sehr alterspräsidentig.

Eine Andere ist da mehrdeutiger: Moderatorin Barbara Schöneberger. „Bisher“ habe sie einfach keine Zeit gehabt, mal selbst beim ESC zu singen, wird sie im Pressematerial zitiert. „Jetzt warten wir mal das diesjährige Ergebnis ab und dann habe ich natürlich beste Verbindungen zu Stefan Raab aufgebaut und ich werde mich so sehr an ihn ranschmeißen, dass er mir einen Song schreibt, der den Weg nach oben ebnet.“

Selbst wenn es dieses Jahr wieder in die Binsen gehen sollte - für Raab wird es weiterhin Jobs geben.

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