„James Bond will return“ Warten auf 007: Die ungewisse Zukunft der James-Bond-Filme


Mehr als drei Jahre nach dem letzten James-Bond-Film und dem Abschied von Daniel Craig als 007 rätseln Fans und Medien, wie es weitergeht. Ist die beliebte Filmreihe in Gefahr?
„James Bond will return“ – seit 1962 ist das nicht nur ein Versprechen, es ist quasi ein Gesetz der Filmgeschichte. Selbst nach dem dramatischen Ende des 25. und bislang letzten 007-Abenteuers „Keine Zeit zu sterben“, das viele Zuschauer schockierte, erschien der berühmte Satz auf der Leinwand. Dreieinhalb Jahre ist das her. Daniel Craig verabschiedete sich damit von der Rolle. Fans und Medien warten seitdem gespannt auf ein Signal, wie es weitergeht - und spekulieren.
Sorge um James Bond oder nur ein PR-Gag?
Vergangene Woche berichtete die britische Zeitung „Guardian“, ein österreichischer Immobilien-Unternehmer wolle sich die Rechte an der Marke James Bond sichern - angeblich aus Sorge um die Zukunft der Filmreihe. Gemäß Markenrecht könnte die Inhaberschaft angefochten werden, wenn eine Marke fünf Jahre nicht genutzt wurde. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen PR-Gag handelt. Insider glauben nicht, dass der Unternehmer eine Chance hat.
„Sein opportunistischer Versuch, sich an geistigem Eigentum zu bereichern, basiert auf der Annahme, dass an der James-Bond-Reihe nicht weitergearbeitet wird“, sagt Bond-Experte Ajay Chowdhury, der als Anwalt für geistiges Eigentum in der Filmbranche arbeitet. „Diese Annahme ist mit ziemlicher Sicherheit falsch.“ Chowdhury, Co-Autor von „Spy Octance: The Vehicles Of James Bond“, geht davon aus, dass die Produzenten längst an der Zukunft von 007 werkeln.
Spannungen zwischen Bond-Produzenten und Amazon
Konfliktpotenzial birgt die neue Partnerschaft mit Amazon. Im März 2022 hat der Tech-Gigant das traditionsreiche Filmstudio MGM für knapp 8,5 Milliarden US-Dollar übernommen. Im Deal enthalten sind die James-Bond-Filme. Die Rechte liegen allerdings weiter bei der Firma Danjaq, die kreative Kontrolle bei EON Productions.
Die beiden Firmen wurden 1961 speziell für die Bond-Filme von Albert R. „Cubby“ Broccoli und Harry Saltzman gegründet. Heute werden sie von Broccolis Tochter Barbara und seinem Stiefsohn Michael G. Wilson geleitet. Mit Gregg Wilson, der schon bei mehreren Filmen involviert war, steht die nächste Generation bereit. Der Familienbetrieb ist der Gegenentwurf zum börsengetriebenen Tech-Riesen. Und die Marke James Bond wird seit mehr als 60 Jahren streng behütet.

Kinoerlebnis versus Streaming-Content
Bei Amazon hingegen sieht man James Bond als lukrativen Content, den es auszuschlachten gilt. Wenn es nach den Amazon-Verantwortlichen ginge, würden sie ihren Streamingdienst Prime Video vermutlich mit Spin-off-Serien und -Filmen aus der Welt von 007 füllen. Wie das aussehen könnte, hat der Disney-Konzern mit „Star Wars“ vorgemacht. Die Qualität der Fortsetzungen, Spin-offs und Serien variiert stark und hat bei vielen Fans ein Gefühl des Verramschens hinterlassen.
Broccoli stellte mehrfach klar, dass so etwas mit ihr nicht zu machen ist. James Bond soll auch in Zukunft ein Kinoerlebnis bleiben. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ soll die 64-Jährige die Amazon-Verantwortlichen sogar als „Idioten“ bezeichnet haben. Vom Online-Giganten vernimmt man keine Misstöne. „Wir haben ein gutes und enges Verhältnis zu EON sowie zu Barbara und Michael“, sagte Jennifer Salke, Global Head von Amazon MGM Studios, im vergangenen Oktober dem „Guardian“. „Wir wollen nicht zu lange Pausen zwischen den Filmen, aber derzeit sind wir unbesorgt.“
Was ist dran an den Spekulationen?
Salke glaubt, dass das Kinopublikum geduldig ist. Tatsächlich ist das öffentliche Interesse an James Bond mehr als 60 Jahre nach dem Kinodebüt „James Bond - 007 jagt Dr. No“ riesig. Nicht erst seit Daniel Craigs Rollenabschied schießen die Spekulationen über mögliche Nachfolger ins Kraut. Ständig bringen britische Boulevardmedien neue Namen ins Spiel. Zuletzt galten Aaron Taylor-Johnson („Nosferatu“) und Stuart Martin („Army Of Thieves“) als heiße Kandidaten.
Derartige Gerüchte basieren in der Regel auf den Quoten der britischen Wettbüros oder den Ideen kreativer Boulevard-Redakteure. Oft reicht es, dass ein britischer Schauspieler im Smoking fotografiert wurde oder in einem Actionfilm mitspielt - schon gilt er als möglicher siebter James-Bond-Darsteller. Dasselbe gilt für Regisseure. Angebliche Kandidaten tauchen zufällig immer dann in der Presse auf, wenn ein neuer Film von ihnen im Kino läuft. Ein Regisseur wird in der Regel vor dem neuen Hauptdarsteller verpflichtet. Und vorher liegt üblicherweise ein Drehbuch oder zumindest ein Entwurf vor.
Kein neuer Bond in Sicht, aber ein Hoffnungsschimmer
„Man muss sich die Bond-Reihe wie ein Baugrundstück vorstellen. Und Amazon ist gerade erst dabei, die Leitungen zu verlegen“, sagt Chowdhury. „Über die Besetzung zu spekulieren, ist so, als würde man jetzt schon die Gardinen aussuchen.“ Der Bond-Experte ist zuversichtlich, dass die Produzenten die richtigen Entscheidungen treffen. „Sie sind entschlossen, das Bond-Franchise für die moderne Kultur- und Kinolandschaft neu auszurichten – nach Covid und passend sowohl für das Kino als auch für das Streaming-Zeitalter.“
Und womöglich ist das Verhältnis zwischen EON und Amazon nicht so angespannt, wie es zwischenzeitlich kolportiert wurde. Im Dezember wurde angekündigt, dass Amazon MGM Studios und EON Productions für eine Neuverfilmung von „Chitty Chitty Bang Bang“ zusammenarbeiten. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer für 007-Fans: „Chitty Chitty Bang Bang“ basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch des britischen Autors Ian Fleming - dem Erfinder von James Bond.