Polizei zieht Bilanz Erst Großdemo, dann Molotow-Cocktails in Oldenburg


Die Demo in Gedenken an Lorenz A. lief aus Sicht der Polizei friedlich. Nachts kam es in Oldenburg aber zu einer Reihe von Bränden – einer davon hat eine Nähe zum Fall des erschossenen Oldenburgers.
Oldenburg - Rund 10.000 Menschen demonstrierten am Freitagabend in Oldenburg und forderten Gerechtigkeit für Lorenz A.. Sie forderten unter anderem eine lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes, bei dem der 21-Jährige erschossen wurde.
Während diese Ermittlungen noch laufen, zieht die Polizei Oldenburg nach der Demonstration ein überwiegend positives Fazit. „Der Verlauf der Versammlung gestaltete sich dank des besonnenen Verhaltens der Teilnehmenden ruhig, es kam lediglich vereinzelt zu Zwischenfällen“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Samstag. Noch unklar ist allerdings, ob eine Reihe von Bränden in der Nacht von Demoteilnehmern oder Sympathisanten gelegt wurden.
Polizei-Fazit zur eigentlichen Demo
Diese Zwischenfälle gingen aber nicht alle von der Demo aus. So provozierte ein Mann entlang der Demo-Route „fortwährend“ die Teilnehmer. „Da der Mann dies auch nach mehrmaliger Aufforderung durch die Polizei nicht unterließ, wurde gegen ihn ein Platzverweis ausgesprochen und durchgesetzt.“ Zwei weitere Platzverweise wurden von der Polizei ausgesprochen, nachdem „Personen von der Versammlung durch die Versammlungsleitung ausgeschlossen wurden“. Zudem wurden mehrere Fälle dokumentiert, in denen Einsatzkräfte beleidigt wurden. Dies werde nun geprüft.
Die Polizei selbst verlegte sich auf eine eher defensive Strategie. „Die Polizei Oldenburg war mit einem starken Kräfteaufgebot im Einsatz, welches sich weitestgehend bewusst im Hintergrund hielt, aber trotzdem den störungsfreien Ablauf der Versammlung gewährleistete“, heißt es in der Mitteilung. Der Einsatzleiter, Polizeivizepräsident Arne Schmidt, wird wie folgt zitiert: „Der Tod von Lorenz A. bewegt viele Menschen zutiefst - auch innerhalb der Polizei. Dass so viele Bürgerinnen und Bürger heute friedlich zusammengekommen sind, um ihre Betroffenheit auszudrücken, verdient Respekt. Wir danken dem großen Teil der Teilnehmenden für ihr besonnenes Verhalten.“
Rechter Streamer gerät mit Teilnehmern aneinander
Unerwähnt in der Pressemitteilung bleibt ein Zwischenfall, der sich kurz vor dem Loslaufen des Demonstrationszuges am Pferdemarkt ereignete. Hier geriet ein Streamer und selbsternannter Journalist, der der rechten und verschwörungsidelogischen Szene zuzuordnen ist, mit Demoteilnehmern aneinander. Nach Informationen dieser Zeitung kam es dabei auch zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Eine Person wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Dem Streamer, der die Demo live ins Internet übertragen wollte, wurde Stadtverbot erteilt.
Zudem kam es bereits in der Nacht zu Freitag zu mehreren Sachbeschädigungen in der Oldenburger Innenstadt. Unbekannte hatten an verschiedene Hauswände, darunter an die Fassade der Schlosshöfe Schriftzüge wie „Lorenz“ oder „ACAB“ gesprüht.
Auto mit Molotow-Cocktail in Brand gesetzt: Mehrere Brände in der Nacht in Oldenburg
Zwischen 21.30 Uhr, dem offiziellen Ende der Demonstration, und 5 Uhr wurden in der Oldenburger Innenstadt mehrere Abfallbehälter in Brand gesetzt. Betroffen waren laut Polizei sieben Straßen. Zudem wurden um 2.20 Uhr und 4.50 Uhr Flammen an den Reifen eines Reisebusses am Pferdemarkt gemeldet. Kurz vor 5 Uhr meldete ein Mitarbeiter eines Seniorenheims am Wallgraben ein Feuer, das er selbst löschen konnte.
Zeitgleich brannte ein Auto in der Dr.-Hans-Klüber-Straße und ein weiteres Feuer wurde vor einem Geschäft an der Bümmersteder Tredde gemeldet. Personen wurden nicht verletzt. Insgesamt zwölf Mal hat es in der Nacht zu Samstag in Oldenburg gebrannt.
Das Feuer in der Dr.-Hans-Klüber-Straße wurde laut der Oldenburger Nordwest-Zeitung (NWZ) durch einen Molotow-Cocktail verursacht. Während die Polizei betont, dass eine Verbindung zwischen den Feuern und der Demonstration weder gesichert sei, noch gänzlich ausgeschlossen werden könne, besteht beim brennenden Auto zumindest eine Verbindung zum Fall. Das Fahrzeug war vor der Gaststätte „Basha‘s“ geparkt, die vom gleichen Betreiber wie das „Pablo‘s“ geführt wird. Vor letzterer Lokalität soll Lorenz A. Reizgas versprüht haben, rund zehn Minuten bevor die tödlichen Schüsse fielen. Auch im Brand an der Bümmersteder Tredde soll laut NWZ ein Molotow-Cocktail in einem Einkaufswagen vor einem Supermarkt gebrannt haben. Die Polizei bittet Zeugen der Brände und Sachbeschädigungen, sich unter Telefon 0441/790-4115 zu melden.
Die Organisatoren der Demonstration hatten schon während des Umzuges Kritik an Einzelnen geübt, die Böller geworfen hatten. Es war vor allem auch der Familie von Lorenz A. wichtig, dass das Gedenken friedlich und ohne jegliche Gewalt verläuft.